Kommentar:Und wieder ein Problem

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Eher wird wohl ein Hamster im Hamsterrad regenerativ Strom erzeugen, als ein Windrad im Forst. Denn nun hat die Stadt Ebersberg den nächsten Stolperstein für das Projekt gelegt

Von Wieland Bögel

Man bewältigt ein Gebirge aber stolpert über einen Stein", dieser Spruch des Philosophen Laotse scheint trefflich auf den geplanten Windpark im Forst zu passen. Seit Jahren muss das Projekt eine Hürde nach der anderen nehmen. Und kaum ist ein Problem bewältigt, tut sich das nächste auf. Gerade hat die Stadt Ebersberg eine ausführliche, mehrere Jahre dauernde Untersuchung zur Grundwasserverträglichkeit gefordert. Möglicherweise muss danach umgeplant werden, vielleicht bedeutet es sogar das Aus für das Projekt. Dennoch: Sollte der Windpark am Ende wirklich scheitern, wäre das nicht die Schuld der Ebersberger.

Denn der Antragsteller hat viele Fehler gemacht. Bei der Windmessung gab es Streit zwischen Landkreis und Green City um die Kosten, das Ergebnis der Studie ließ ewig auf sich warten, eventuelle Konflikte wie mit der Flugsicherung oder nun mit dem Wasserschutz wurden offenbar nicht vorbereitend abgeklärt und sind den Planern später auf die Füße gefallen. All dies hat viel Zeit gekostet, die Planung läuft bereits seit fünf Jahren quasi ergebnislos. Währenddessen war die Anti-Windkraft-Lobby fleißig - und erfolgreich: Windkraft ist politisch nicht (mehr) gewollt, zumindest nicht jene dezentralen Anlagen, die den Vordenkern der Energiewende einst vorschwebten. Die jüngste Novelle des erneuerbare Energien-Gesetzes hat dies deutlich gemacht. Künftig rentieren sich nur noch riesige Windparks, am besten auf hoher See. Projekte also, die nicht von Bürgergenossenschaften erstellt und betrieben werden, sondern von den üblichen Energie-Monopolisten. Ihnen wurde, quasi als Entschädigung für das in absehbarer Zeit versiegende Geschäft mit Kohle-, Öl- und Atomkraft, von der Politik in Berlin nun die Energiewende zum Geschenk gemacht.

Für den Landkreis, wo man sich so gerne als Vorreiter der kleinteiligen Energiewende sieht, ist diese Entwicklung natürlich bedauerlich. Ein Windpark im Forst wäre ja nicht nur sehr positiv für die Energiebilanz, sondern auch ein weithin sichtbares Zeichen, dass man es mit den Erneuerbaren ernst meint. Trotzdem sollte man auf dieses Projekt - zumindest vorerst - keine großen Hoffnungen setzen und sich lieber anderen Aspekten der Energiewende widmen. Für den Windpark gilt unter den gegenwärtigen politischen Rahmenbedingungen nämlich eine andere Weisheit von Laotse: "Nichtstun ist besser als mit viel Mühe nichts zu schaffen."

© SZ vom 13.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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