Kommentar:Tägliches Risiko

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Wer sich auf die Straßen im Landkreis begibt, setzt sich Gefahren aus. Doch noch ist die Alternative nicht attraktiv genug

Von Wieland Bögel

Jetzt ist schon wieder was passiert! Mit diesem Satz, Freunde schwarzen Humors werden ihn erkannt haben, beginnen die Kultkrimis von Wolf Haas. Gar nicht lustig ist aber, dass dieser Satz mindestens einmal täglich auch auf die Straßen im Landkreis zutrifft. Laut Statistik verletzt sich jeden Tag mindestens ein Verkehrsteilnehmer bei Unfällen, im Jahr 2017 fünfmal so schwer, dass jede Hilfe zu spät kam. Besonders zu denken gibt, dass es oft nicht höhere Gewalt oder dumme Zufälle sind, die für die Verletzungen verantwortlich sind, sondern dass meist Leichtsinn und Ablenkung im Spiel sind.

Die gute Nachricht dabei ist, dass trotz zunehmender Verkehrsdichte - alleine auf die Landkreisbürger sind mehr als 90 000 Kraftfahrzeuge angemeldet - die Zahl der Verletzten und Toten bei Verkehrsunfällen weitgehend gleich bleibt, im langjährigen Vergleich sogar deutlich zurückgeht. Wie viel davon der verbesserten Sicherheitsausstattung der Fahrzeuge und wie viel der besseren Fahrweise von deren Lenkern zu verdanken ist, lässt sich nur schätzen. Was aber sicher zur Senkung der Unfall- und Verletztenzahlen beigetragen hat, ist die Senkung der Promillegrenze. Bis vor 45 Jahren galt man mit 1,5 Promille noch als fahrtüchtig, bis 2001 bei maximal 0,8 und seitdem bei 0,5 Promille. Seit einigen Jahren gibt es allerdings neben dem flüssigen auch ein elektronisches Unfallrisiko: Autofahrer schreiben während der Fahrt Textnachrichten. Im Gegensatz zu Alkohol am Steuer lässt sich dies nur schwer nachweisen und noch schwerer verhindern.

Große Hoffnung gibt es ja derzeit, durch autonomes Fahren die Unfallzahlen weiter zu senken. Egal wie betrunken oder abgelenkt der Autobesitzer ist, sein Vehikel bleibt aufmerksam und kutschiert ihn nach Hause. Klingt innovativ, neuartig - und irgendwie bekannt. Denn Verkehrsmittel, die man nicht selber steuern muss, gibt es ja schon: Bus und Bahn. Diese vernünftig auszubauen wäre ein echter Beitrag für weniger Verletzte im Verkehr. Und statt ständig auf mögliche Fehler anderer Verkehrsteilnehmer achten zu müssen, könnten die Passagiere bei ihren täglichen Wegstrecken in Ruhe und ohne Risiko lesen, egal ob nun Internet-Klatsch oder Krimi.

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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