Kommentar:Steiniger Acker

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Der neue Grafinger Pfarrer kann sich auf viel Arbeit einrichten - und etliche Widerstände

Von Wieland Bögel

Der Weinberg des Herrn ist ein viel zitierter Ausdruck, der auf ein biblisches Gleichnis zurückgeht. Gerne wird er als Synonym gebraucht für die Arbeit im Dienste Gottes und der Kirche, die, egal wie klein oder groß, ihren gerechten Lohn mit sich bringt. Vielleicht wird Anicet Mutonkole-Muyombi gelegentlich an dieses Gleichnis denken, wenn er von September an sein Amt als Grafings neuer Pfarrer ausübt. Denn an Arbeit, das steht jetzt schon fest, wird es dem neuen Seelsorger nicht mangeln.

Dass Grafing im Herbst wieder einen eigenen Pfarrer bekommt, ist eine gute Nachricht, für den Verband wie für die Gläubigen. Denn die mussten in den vergangenen Wochen einige Einschränkungen hinnehmen, etwa, dass Messen zusammengelegt oder ganz abgesagt werden mussten, weil einfach nicht genügend Pfarrer zur Verfügung standen. Außerdem sind damit endgültig die Gerüchte vom Tisch, die Grafinger sollten gewissermaßen eingemeindet werden nach Ebersberg. Zwar hatte Kreisdekan Josef Riedl solche Pläne stets bestritten, indes nicht bei allen erfolgreich. Und genau dies verweist schon auf das Problem, mit dem auch Mutonkole-Muyombi von September an konfrontiert sein wird: Unmut und mangelndes Vertrauen im Pfarrverband. Dies betrifft wohl nur einen kleinen Teil der Gläubigen, doch diese sind dafür um so lauter. Exemplarisch zeigte und zeigt sich dies am Dauerstreit um die Renovierung der Pfarrkirche. Dass diese nötig ist, dass Teile von St. Ägidius sanierungsbedürftig sind, darüber dürfte noch Einigkeit bestehen. Über das "Wie" der Sanierung lässt sich indes trefflich streiten - und genau das passiert in Grafing, seitdem die Pläne 2009 erstmals vorgestellt wurden. Richtig hochgekocht ist der Streit vor etwa einem Jahr, die Sanierungspläne wurden oft unter dem Deckmantel der Anonymität als Verschwendung von Kirchenvermögen und Verschandelung der Kirchenarchitektur kritisiert. Die Kritik richtete sich zunächst gegen den früheren Grafinger Pfarrer Hermann Schlicker, später dann gegen Josef Riedl.

Auch Mutonkole-Muyombi wird eher früher als später mit diesen Anwürfen konfrontiert werden. Zu vermitteln, warum der Umbau in dieser Form nötig ist, darin dürfte die erste Aufgabe des neuen Seelsorgers liegen. Einfach dürfte sein Start in Grafing dadurch eher nicht werden, der dortige Weinberg kann ein ganz schön steiniger Acker sein.

© SZ vom 24.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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