Kommentar:So viel Auswahl war noch nie

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Im März 2020 werden sich mindestens fünf Personen um das Amt des Landrats bewerben. Hoffentlich nutzen die Ebersberger diese Chance

Von Wieland Bögel

In der Kommunalpolitik gibt es die alte Weisheit, dass es eigentlich sinnlos sei, gegen einen Amtsinhaber anzutreten. Tatsächlich kommt es äußerst selten vor, dass ein amtierender Bürgermeister oder Landrat abgewählt wird, jedenfalls wenn er oder sie sich keine groben Schnitzer erlaubt haben. Insofern könnte man die Wahl zum Ebersberger Landrat 2020 eigentlich getrost absagen. Zum Glück gibt es eine Reihe von Leuten, die das anders sehen, allen voran die drei Herausforderer und eine Herausforderin um das höchste Amt im Landkreis.

Denn eine Wahl ohne Auswahl ist keine Wahl, gut für die Ebersberger, dass im kommenden März reichlich Auswahl zur Verfügung steht. Zunächst Robert Niedergesäß, der sich in seiner ersten Amtszeit seit 2013 durchaus nicht schlecht angestellt hat. Im Gegensatz zu seinem manchmal eher ruppig agierenden Vorgänger hat es der aktuelle Landrat mit Diplomatie und Ausgleich versucht, einer Taktik, die ihm bereits als Vaterstettener Bürgermeister viele Sympathien und zwei Mal die Wiederwahl - nun aber auch Kritik seiner Gegenkandidaten einbrachte. Sowohl Omid Atai von der SPD als auch Waltraud Gruber von den Grünen haben in ihrer Rede zum offiziellen Wahlkampfauftakt nun klargemacht, dass sie mehr auf klare Linie setzen wollen. Mit ihr werde es "keinen Schlingerkurs" geben, so Gruber, in der Sache gleich, nur schärfer formulierte es Atai, als er "kein Wischiwaschi" zum Motto seiner Politik ausrief. Neben dem Stil gibt es bei SPD und Grünen auch in der Sache große Unterschiede, etwa die Forderung nach schnellerer und konsequenterer Umsetzung der Energiewende, weniger Flächenverbrauch, mehr bezahlbarem Wohnraum oder besserem Nahverkehr.

Wem das immer noch zuviel Mainstream ist, hat ebenfalls eine andere Wahl - genauer: sogar zwei. Denn die Bayernpartei und die Linke erheben ebenfalls Anspruch auf das höchste Amt im Landkreis, weitere könnten folgen. Die ÖDP hat bereits angekündigt, Ende des Monats einen Kandidaten oder eine Kandidatin zu präsentieren. Wenn auch die Freien Wähler noch eine Bewerbung abgeben, werden sich bei der Wahl im kommenden März sieben Personen um das Amt des Landrates bewerben. Zu hoffen ist nur, dass die Ebersberger dies auch wahrnehmen, denn so viel Auswahl gab es bei einer Landratswahl noch nie, und bei diesem Angebot ist eigentlich für jede und jeden etwas dabei.

© SZ vom 11.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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