Kommentar:Sinnvoll und notwendig

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Dass der Kreis sich für den Bau einer Berufsschule im Landkreis finanziell mehr engagiert als beim Bau eines Gymnasiums, ist sinnvoll. Schließlich profitiert die Standortgemeinde nicht wirklich. Die meisten Schüler werden wohl aus München kommen

Von Wieland Bögel

Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen", wusste schon Benjamin Franklin. Eine Weisheit, der viele Kommunen zustimmen dürften, gilt doch ein breites Angebot an Bildungseinrichtungen auch als Standortfaktor. Wenn junge Familien ein neues Zuhause suchen, haben jene Städte und Gemeinden gute Chancen auf die neuen Einkommensteuerzahler, die möglichst von der Krippe bis zum Gymnasium alles im Ort haben. Und weil die Kommunen also auch etwas von der Ansiedlung neuer Schulen haben, hat sich im Landkreis eine Tradition der Kostenteilung etabliert: Weiterführende Schulen werden zwar aus dem Kreishaushalt finanziert, das Schulgrundstück bringt aber die Standortkommune ein. Nun hat die SPD angeregt, diese Regel bei der geplanten Berufsschule nicht anzuwenden - was durchaus keine schlechte Idee wäre.

Denn natürlich würde eine Kommune auch von einer neuen Berufsschule am Ort profitieren, allerdings weit weniger als etwa von einem Gymnasium oder einer Realschule. Denn, wie die Genossen ganz richtig vermuten, wohnten die Schüler zum großen Teil nicht nur nicht in der Standortkommune, sondern wohl nicht einmal im Landkreis Ebersberg. Das heißt, abgesehen vielleicht von den brotzeitholenden Schülern in der Mittagspause, wären die positiven ökonomischen Folgen für die Stadt oder Gemeinde nahe null. Gleichzeitig müsste die Kommune aber Verkehrsinfrastruktur ausbauen, seien es neue Zufahrtsstraßen oder Parkplätze. Ob eine Kommune bereit wäre, dafür fünf Hektar Baugrund in möglichst verkehrsgünstiger Lage aufzugeben, scheint fraglich - wenn sie überhaupt eine solche Fläche besitzt. Noch unwahrscheinlicher ist, dass eine Stadt oder Gemeinde mehrere Hektar Bauland kauft und dem Kreis als Grundstück für die Berufsschule überlässt. Zur Erinnerung: Nicht einmal die vergleichsweise reiche Gemeinde Zorneding sah sich dazu in der Lage.

Daher ist ein Zuschuss, wie ihn nun die Kreis-Genossen und zuvor schon einige Grafinger Kreisräte ins Spiel brachten, weniger eine Goodwill-Aktion zugunsten der einen oder anderen Kommune. Er wäre vielmehr die Voraussetzung dafür, dass im Landkreis Ebersberg eine Berufsschule entstehen kann. Den Kreisräten, denen sich bei der Vorstellung an noch höhere Kosten und vielleicht eine steigende Kreisumlage die Haare aufstellen sei, passend zum Lutherjahr, ein weiteres Zitat ans Herz gelegt: "Wenn die Schulen zunehmen, dann steht's wohl im Land."

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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