Kommentar:Sieg der Krawallbrüder

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Schade, dass es der Verein nicht geschafft hat, den randalierenden Gruppen Herr zu werden

Von Korbinian Eisenberger

Es ist eine bittere Nachricht für den Eishockeysport und den Sport an sich, dass der EHC Klostersee wegen einer gewaltbereiten Fangruppe nicht mehr in der Oberliga antreten kann. Bitter, weil das "anerkannte Alleinstellungsmerkmal des Landkreises", wie Landrat Robert Niedergesäß (CSU) einst über den EHC formulierte, erheblich an sportlicher Bedeutung einbüßt. Bitter, weil die friedlichen Grafinger Fans künftig auf Traditionsduelle mit den Ligarivalen Deggendorf, Weiden und Selb verzichten müssen. Bitter, weil sich der Verein durch solides Wirtschaften und kluge Verpflichtungen eigentlich auf dem Weg nach oben befand. Besonders bitter ist, dass es so aussieht, als hätten die Krawallmacher den Sport diesmal besiegt.

Dass der bevorstehende Abstieg der Grafinger in die Bezirksliga viele Eishockeyfans bewegt, zeigt auch die große Anteilnahme im Internet. Neben Wehmut ist dort vor allem Wut zu spüren - darüber, dass es einer Gruppe von Randalierern gelungen ist, einen Verein finanziell und sportlich in die Knie zu zwingen. In der Klubführung beschränkt sich der Ärger aber nicht nur auf die Krawallmacher. Neben den Randalen im Stadion sei auch die Art der Recherche und der Berichterstattung über die Vorfälle mitverantwortlich. In der Pressemitteilung der Vereinsführung ist von "unverhältnismäßiger und teils unrichtiger Medienberichterstattung" die Rede.

Über Sinn und Unsinn der Nachrichten-Auswahl in der Presse lässt sich freilich streiten. Durchaus nachvollziehbar ist, dass ein Verein sich ärgert, wenn es Hornochsen gelingt, dass Journalisten weniger über den Sport als über Fanpolitik berichten. Auffällig ist jedoch, dass die Vereinsführung bei der Ursachenforschung einen wichtigen Aspekt ausspart: Dass überhaupt bundesweit vom Grafinger Hooligan-Problem berichtet wurde, hat auch damit zu tun, dass der Verein es in den vergangen beiden Jahren zwar versucht, aber nicht geschafft hat, die Krawallmacher zu identifizieren und zu stoppen. Dieser Schritt ist zugegebenermaßen kompliziert. Es ist aber durchaus zu bewerkstelligen, wie zahlreiche Fußballvereine gezeigt haben; die Liste der Stadionverbote dort ist lang.

Dass der EHC sein Problem nicht loswurde und jetzt die Reißleine ziehen muss, ist traurig und schwer zu begreifen. Die Alternative, dass Sportereignisse zu Hochsicherheits-Veranstaltungen auf Kosten des Steuerzahlers werden, darf sich aber weder im Fußball noch im Eishockey etablieren.

© SZ vom 07.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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