Kommentar:Scholz lässt grüßen

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Dass Ebersberg trotz der Krise einen "Haushalt mit Wumms" aufstellt, ist eine richtige Entscheidung. Aber die Bürgerinnen und Bürger müssen auch wissen: Immer kann es nicht so weiter gehen

Von Wieland Bögel

Der Bundesfinanzminister hat sein Handeln in der Krise mit so manchem nachhallenden Spruch begleitet. So will Olaf Scholz bekanntlich "mit Wumms aus der Krise", und irgendwie passt das Zitat auch ganz gut auf den Haushalt der Stadt Ebersberg. Beschlossen ist er zwar noch nicht, doch was der Finanzausschuss in seiner ersten Beratung dazu auf dem Tisch hatte, hat zumindest Wumms-Potenzial. 2021 könnte die Kreisstadt so viel Geld investieren wie nie zuvor. Doch noch aus einem anderen Grund gibt es eine Übereinstimmung mit dem Handeln des Ministers: Beides ist nicht ganz ohne Risiko, bietet aber auch einige Chancen.

Ersteres ist offensichtlich: In einer schwierigen, weil komplett unvorhersehbaren Situation das durchschnittliche Investitionsvolumen vergangener Jahre einfach mal zu verdoppeln, ist riskant. Umgekehrt bleibt den Ebersbergern kaum eine andere Wahl, es wäre genauso riskant, die Vorhaben weiter zu schieben - wenn das überhaupt möglich ist, denn vieles auf der Agenda sind Pflichtaufgaben. Bei den anderen, wie etwa Hallenbad und Waldsportpark ist vielleicht eine weitere Verschiebung möglich, aber nicht empfehlenswert. Erstens ist die Notwendigkeit da und im zweitens könnte ausgerechnet ein Beginn der Maßnahmen im Noch-Krisenjahr 2021 einiges an Geld und Zeit sparen. Geld deshalb, weil Projekte bekanntlich später nie billiger werden und weil damit zu rechnen ist, dass spätestens 2022 sehr viele aufgeschobene Vorhaben in die Umsetzung gehen werden. Was eine Situation erzeugt, welche die Amerikaner "Seller's Market" nennen, also ein Umfeld, in dem die Verkäufer den Preis ihrer knappen Waren bestimmen. In diesem Fall wären dies Bauleistungen, die schwieriger zu haben sind, wenn plötzlich alle Auftraggeber ihren Corona-Investitionsstau auflösen wollen. Was neben höheren Preisen auch längere Wartezeiten bedeutet und die Welle der geschobenen Projekte immer höher werden lässt.

Ein bisschen Wumms zur rechten Zeit kann durchaus die Lösung sein, beziehungsweise deren erster Teil. Der zweite ist die Stille danach: Die Ebersberger müssen sich auch im Klaren sein, dass, sollten die nun avisierten Projekte einmal umgesetzt sind, es erst einmal für ein paar Jahre Schluss ist mit Wumms.

© SZ vom 03.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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