Kommentar:Schlechtes Timing

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Bei öffentlichen Bauprojekten werden die Kosten gern klein gerechnet. Doch irgendwann kommt immer die Rechnung - das zeigt sich jetzt auch beim Kanal in Elkofen

Von Wieland Bögel

Der neue Berliner Flughafen hat bei all seinen bekannten und sicher noch kommenden Mängeln zumindest ein Gutes: Er bietet sich so schön an als Metapher, wenn wieder ein öffentliches Projekt teurer wird als erwartet. Das ist zugegeben ziemlich oft der Fall, wie nun auch wieder bei der neuen Kanalisation für Elkofen. Man kann eigentlich darauf warten, dass irgendwer einen Vergleich zum Berliner Pannenairport ziehen wird. Was einerseits natürlich Blödsinn wäre, denn trotz der Kostensteigerung werden die Elkofener demnächst eine funktionierende Kanalisation bekommen. Andererseits, ein bisschen Ähnlichkeit gibt es doch und zwar beim Thema Transparenz.

Diese ist bei Projekten der öffentlichen Hand, jedenfalls was die Kosten angeht, oft mangelhaft. Da sie mit Steuergeld hantieren, möchten sich die Verantwortlichen nicht dem Vorwurf der Verschwendung aussetzen. Leider ist oft die Folge, dass die Kosten kleingerechnet werden, etwa indem es keine Reserven für Unvorhergesehenes gibt. Dies könnte bei der Elkofener Kanalisation auch der Fall gewesen sein, wo es offenbar die Entsorgung von Altlasten im Erdreich war, die die Kostensteigerung verursachte. Dass es früher üblich war, in Baugruben oder Straßengräben zu entsorgen, was heutzutage auf die Sondermülldeponie gehört, ist allerdings nicht unbekannt. Ehrlicher wäre gewesen, von Anfang an einen entsprechenden Puffer ins Budget einzubauen - und zu hoffen, dass man ihn nicht braucht. Ebenfalls etwas leichtsinnig ist, ein Zwei-Millionen-Projekt in einem Aufwasch, also ohne Zwischenberichte und -abrechnungen durchzuziehen.

Doch da kommt das zweite Problem öffentlicher Projekte ins Spiel: Niemand will der Überbringer der schlechten - beziehungsweise teuren - Nachricht sein. Was zwar verständlich, aber auch etwas ungeschickt ist. Denn sicher dürfte sich die Freude über hohe Kosten bei Stadträten und Gebührenzahlern auch in Grenzen halten, wenn sie von Anfang an bekannt sind. Deutlich unangenehmer wird es allerdings, wenn, wie wohl im aktuellen Fall, eine unangenehme finanzielle Überraschung erst am Ende kommt. Dann trifft sie um so härter, und um so härter dürfte die Kritik daran ausfallen.

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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