Kommentar:Scheine statt Steine

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Im Heribert-Schmid-Weg in Markt Schwaben sind zwar jetzt die Parkplätze weg, gewonnen ist aber gar nichts. Dabei gäbe es eine viel effektivere Möglichkeit, die Situation zu verbessern

Von Korbinian Eisenberger

Der Farbe Grün wird etwas Hoffnungsvolles nachgesagt. Dumm nur, wenn etwas zwar grün heißt, aber so gar nicht grün ist. So wie der Straßenrand im Heribert-Schmid-Weg in Markt Schwaben. Offiziell handelt es sich dabei um einen "Grünstreifen". Also um ein Areal, wo Gras und Blumen wachsen sollen, gut für Insekten, zum Beispiel für gelb-schwarze. Der Grünstreifen aber ist ganz grau, weil dort kein Gras wächst und weil Felsbrocken den Platz versperren. Das passt alles nicht zusammen, weder farblich noch sonst wie.

Das Problem in Markt Schwaben: Mit den Brocken haben sie sich eher etwas eingebrockt. Einerseits sind den Nachbarn zehn Parkplätze verloren gegangen - die zwar nie welche waren, aber jahrelang als solche genutzt wurden. Gleichzeitig hat die Gemeinde mit dem Schritt für sich nichts hinzugewonnen. Keinen grünen Halm, kein Blümchen und auch kein Bienchen. Stattdessen: schweres Gestein, das weder sonderlich schneidig ausschaut noch irgendjemanden etwas bringt.

Die Frage ist: Warum so? Und nicht anders? Gerade wirkt es leider ein bisschen wie das Werk eines eingeschnappten Bubs, der seinen Spezln das Spielzeug kaputt macht, weil sie sich nicht an seine Regeln halten. Die Spezl, das sind die Markt Schwabener Autofahrer. Und der Bub ist der Gemeinderat und seine Verwaltung. Das Ergebnis: Am Ende ist keinem geholfen, weder den Naturfreunden und den Pflanzen, noch den Autofahrern und ihrer Parkerei.

So banal das klingen mag. Es zeigt, in welchem Dilemma die Gemeinde steckt. Das Thema Parkplätze beschäftigt die Markt Schwabener Kommunalpolitik mittlerweile in fast jeder Gemeinderatssitzung. Sei es beim Wohnungsbau, bei Firmenerweiterungen oder wenn es um die Form und Intensität der Kontrollen geht. Das Problem ist erkannt, das ist die gute Nachricht. Was jedoch fehlt, ist das erkennbare Bestreben, hier etwas zu ändern. Und dafür bräuchte es eine klare Linie.

Was nicht hilft, hat man in den vergangenen Jahren gesehen: Appelle an die Vernunft der Leute. Etwa, das Auto in der Garage zu lassen, wenn man zur S-Bahn muss. Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) hat diese Bitte oft und eindringlich formuliert. Geändert hat das nichts. Effektiver wäre wahrscheinlich ein Ansatz, den man aus der Landeshauptstadt kennt, wo viele gar kein Auto mehr haben: mehr Kontrollen, mehr Strafzettel. Weil die Scheinchen im Geldbeutel den meisten dann doch näher sind als Bienchen und Blüten.

© SZ vom 21.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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