Kommentar:Prüfung mit erwartbarem Ende

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Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Kita-Gebühren in Ebersberg wegfallen. Dennoch ist es gut, dass diese Frage nun einmal untersucht wird

Von Wieland Bögel

Gerade in Zeiten, in denen sich das Unterhaltungsgewerbe auf die Weisheit von Scheherazade besinnt - also Geschichten möglichst lange nicht zu Ende zu erzählen - gilt es als besonders unangenehme Eigenschaft, eben genau dies zu tun, wofür sich das Wort "Spoiler" eingebürgert hat. Trotzdem - darum die lange Einleitung - kommt man manchmal um so einen Spoiler nicht herum, etwa bei der Frage: "Wird es in Ebersberg bald kostenlose Kitas geben?" Die Antwort darauf soll die Verwaltung in den kommenden Wochen finden. Wer sich die Spannung bis dahin nicht verderben will, möge bitte genau hier aufhören zu lesen. Denn - Achtung Spoiler - die Antwort wird selbstverständlich lauten: Nein. Trotzdem ist die Prüfung nicht komplett sinnlos.

Dass die Kreisstadt nicht mit kostenlosen Plätzen in Kindergärten, Krippen und Horten freigiebig sein kann, ist durchaus keine Überraschung. Kaum jemandem dürfte entgangen sein, dass Ebersberg eine Reihe von teuren Projekten auf der Agenda hat. Sei es der Neubau am Waldsportpark, die Hallenbadsanierung, der Marienplatzumbau, das neue Feuerwehrhaus samt Wohnsiedlung an der Stelle des alten, um nur einige besonders große Brocken zu nennen. Und auch für Kinderbetreuung wird Geld ausgegeben, so gibt es in der neuen Turnhalle der Schule auch neue Räume für die Mittagsbetreuung, demnächst soll endlich der Kindergarten St. Sebastian neu gebaut werden. Weitere Einrichtungen werden sicher folgen, spätestens wenn das Wohngebiet Friedenseiche VIII in ein paar Jahren voll bezogen ist.

Da kann man sich die Prüfung auf Kostenfreiheit in den Kitas eigentlich gleich sparen - doch ist es gut, dass der Frage trotzdem nachgegangen wird. Zum einen, um zu erklären, warum es eben nicht geht, beziehungsweise auf was man ansonsten verzichten müsste. Und zum anderen ergeben sich vielleicht Ansätze, was man stattdessen tun könnte. Sei es ein Zuschuss an weniger begüterte Eltern, die Subventionierung von Mensa-Essen oder Hilfe für die Träger bei der Mitarbeitersuche, etwa durch Bereitstellung von Dienstwohnungen. Denn die Geschichte, was man zur Verbesserung der Kinderbetreuung tun kann, ist noch lange nicht auserzählt.

© SZ vom 20.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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