Kommentar:Ohne Ziel kein Weg

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Eine gute Variante für eine Ebersberger Umgehung zu finden, ist ein schweres Stück Arbeit. Umso wichtiger ist es, damit noch vor dem Kommunalwahlkampf zu beginnen.

Von Wieland Bögel

Bitte Ziel eingeben" - diese Aufforderung lesen oder hören Autofahrer öfter, jedenfalls jene, die sich einem Navi anvertrauen. Ein solches wünscht man auch den Ebersbergern bei ihrer jahrzehntelangen Suche nach einer brauchbaren Umgehungsplanung - nur würde das vielleicht gar nicht helfen. Denn die Navi-Frage, wo es denn hingehen soll, war es, woran die Umfahrung zuletzt gescheitert ist. Daher ist die Idee der Freien Wähler, eine Arbeitsgruppe darüber beraten zu lassen, welchen Weg man Richtung Umgehung einschlagen soll, an sich keine schlechte.

Denn als es vor acht Jahren darum ging, eine Trasse für den Ausbauplan des Freistaates anzumelden, fand im Stadtrat keine davon eine Mehrheit. Mit der Folge, dass nun eben keine gebaut wird. Wann der Staatsstraßenausbauplan fortgeschrieben wird und ob es ihn künftig überhaupt noch in der derzeitigen Form geben wird, ist unklar - klar ist allerdings, dass eine Ebersberger Nord-Süd-Umfahrung wohl bis Mitte des kommenden Jahrzehnts nicht in die Planung kommt. Was einerseits ärgerlich ist, besonders für jene, die täglich unter dem Verkehr zu leiden haben, andererseits aber auch eine Chance bietet. Die Chance nämlich, ohne Zeitdruck zu überlegen, was die Stadt haben möchte. Das war beim bislang letzten Mal, als im Stadtrat über eine Umgehungsstraße abgestimmt wurde, nicht so klar. Einen Vorwurf kann man den Mitgliedern des Gremiums kaum machen, jede der vorgestellten Varianten hatte ihre Vorteile - und vor allem hatten sie alle erhebliche Nachteile. Eine Trasse durchs Landschaftsschutzgebiet Egglburger See oder lieber durch ein beliebtes Naherholungsgebiet, wo auch viele landwirtschaftlich genutzte Flächen liegen? Oder vielleicht doch einen Tunnel, der erstens wohl kaum ohne Kostenbeteiligung der Stadt verwirklicht werden kann und diese zweitens für Jahre in eine Großbaustelle verwandeln dürfte?

Diese Fragen würde sich auch die nun von den Freien Wählern geforderte Arbeitsgruppe stellen müssen - und mehrheitsfähige Antworten darauf zu finden haben. Wobei mehrheitsfähig eben nicht unumstritten bedeutet, wie sich bei vielen Umfahrungsprojekten gezeigt hat, sei es in Grafing oder aktuell in Vaterstetten. Daher ist das Interessanteste am Antrag der Freien Wähler gar nicht einmal die Arbeitsgruppe, sondern der ihr gestellte ehrgeizige Zeitplan: Noch in dieser Wahlperiode soll ein Ergebnis erarbeitet werden. Dass dieses wirklich bis 2020 vorliegt, mag man bezweifeln. Der Gedanke dahinter, das Umgehungsthema nicht zum Wahlkampfthema zu machen, hat aber durchaus etwas für sich. Schließlich wäre ein Kompromiss im Stadtrat wesentlich schwieriger, müsste man ihn zwischen Parteien aushandeln, die jeweils für ihre Position zur einen oder gegen die andere Umgehungs-Variante ins Gremium gewählt worden wären.

© SZ vom 02.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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