Kommentar:Ökologische Familienpolitik

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Vaterstetten subventioniert Fahrkarten für Kinder und Jugendliche - dies sollten sich andere zum Vorbild nehmen

Von Karin Kampwerth

Was die Kommunen im Landkreis geleistet haben, um die Zahl der Kitaplätze an die Bedürfnisse der Familien anzupassen, ist atemberaubend. Während andernorts Mütter und Väter immer noch bereits gleich nach dem positiven Schwangerschaftstest das Anmeldeformular für einen Betreuungsplatz ausfüllen müssen, haben Eltern zwischen Poing und Aßling meist sogar die Wahl, in welche Einrichtung mit welchem pädagogischen Schwerpunkt sie ihre Kleinen schicken wollen.

Dennoch stecken die Gemeinden, was Familienfreundlichkeit angeht, in einigen Bereichen noch in den Kinderschuhen. Denn wenn die süßen Zwerge zu unternehmungslustigen Teenagern herangewachsen sind, fallen sie oft aus dem Fokus der Familienpolitik in den Rathäusern. Gut, in vielen Ortschaften gibt es Jugendzentren oder Jugendräume, wo man sich aufhalten kann. Meist sind die Öffnungszeiten aber beschränkt und das Angebot spricht längst nicht jeden an. Gleiches gilt für die Sportvereine. Hinzu kommt, dass mit dem Besuch weiterführender Schulen der Radius des Freundeskreises größer wird, mit dem man sich nicht nur in der Turnhalle oder in der Teestube treffen will. Teenager wollen was erleben, die Welt außerhalb vom Landkreis kennenlernen. Doch weil das Mama-Taxi nicht uneingeschränkt zur Verfügung steht, gibt es glücklicherweise Bus und Bahn - nur geht das ganz schön ins Geld. Je nach Alter und Schul- oder Ausbildungsort kommen da zwischen 30 und fast 80 Euro monatlich zusammen.

In welcher Entfernung Kinder sich von zuhause abnabeln können, hängt im MVV-Gebiet vom Geldbeutel der Eltern ab, es sei denn, man wohnt in Vaterstetten. Dort subventioniert die Gemeinde Bus- und Bahn-Tickets wenigstens für Teenager bis 14 Jahre. Eine erfreuliche Initiative, die Familien entlastet und Kinder beim flügge werden unterstützt. Am liebsten würde Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) alle Jugendlichen kostenlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren lassen. Zu Recht, denn auch ökologisch wäre das die Überholspur, weil junge Menschen die Möglichkeiten der eigenen Mobilität in der S-Bahn oder im Bus kennenlernen würden. Nicht wenige von ihnen müssten dann im Erwachsenenalter nicht mehr zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel überredet werden, sie sitzen ja längst drin.

© SZ vom 19.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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