Kommentar:Nie wieder

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Manche raten dazu, dem Treiben der AfD nicht zu viel Aufmerksam zu schenken. Doch diese Strategie funktioniert längst nicht mehr

Von Anselm Schindler

Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer hat recht, wenn er die angekündigte Veranstaltung der AfD Ebersberg-Erding als "Provokation" bezeichnet. Denn mit dem geplanten Auftritt des Ex-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann lädt die AfD einen Politiker ein, der schon mehrmals wegen menschenfeindlicher Äußerungen, vor allem aber wegen Antisemitismus-Vorwürfen in der Kritik stand. Und das nur zwei Tage nach dem Jahrestag der Reichspogromnacht, an dem der Millionen Juden gedacht wird, die im Nationalsozialismus ermordet wurden. Walter Brilmayer irrt aber, wenn er sagt, dass man dem Treiben der AfD nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken sollte. Die Herangehensweise, rechten Scharfmachern den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem man sie ignoriert, ist so beliebt wie falsch. Gerade die AfD ist über den Punkt, an dem man sie mit Ignoranz strafen und damit wegschweigen könnte, längst hinaus - sie sitzt bereits in mehreren Parlamenten. Und die, die AfD wählen oder sich von ihren Slogans auf die Straße ziehen lassen, tun dies so oder so - ob man sie ignoriert oder nicht. Es kann deshalb nur darum gehen, den Anhängern der AfD immer wieder vor Augen zu führen, wem sie da zujubeln, ob hinter verschlossenen Türen oder auf der Straße. Es gilt also, der argumentativen Konfrontation nicht aus dem Weg zu gehen. Wer seine Argumente für die besseren hält, muss sie auch offensiv vertreten. Es gelten die Worte des kürzlich verstorbenen KZ-Überlebenden Max Mannheimer: "Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht." Die Ausladung der AfD durch den Ebersberger Gastwirt ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und: Sie zeigt auch, was öffentlicher Druck bewirken kann.

© SZ vom 07.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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