Kommentar:Nach dem Mund geredet

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Thomas Huber spricht sich bei einer Veranstaltung in Alxing für Windräder im Ebersberger Forst aus. Die Frage ist, ob er dabei bleibt

Von Thorsten Rienth

Geradezu begeistert griff der CSU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete zum Mikrofon. "Die, die nicht dabei waren, haben echt etwas versäumt", berichtete Thomas Huber. Er war am Freitagabend gerade von der Besichtigung des Brucker Windrads in den Alxinger Wirt zurückgekehrt. "Das Windrad ist wirklich ein Vorzeigeprojekt, das ist ein Leuchtturmprojekt für unseren Landkreis Ebersberg!" Und außerdem: "Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, dann müssen wir alle Potenziale nutzen, die wir haben."

Ob es ehrliche oder gespielte Begeisterung war, inwieweit der schwarze Huber also ein bisschen grün geworden ist, wird sein Geheimnis bleiben. Fest steht jedenfalls, dass der CSUler vor einigen Wochen noch ganz anders sprach: "Wir haben das aus vollster Überzeugung gemacht, ich habe mitgestimmt und stehe auch dazu", hatte er - ebenfalls in Alxing - bei einer Podiumsdiskussion der Landtagskandidaten über die 10-H-Regelung gesagt.

Die Bestimmung schreibt seit November 2014 einen Mindestabstand (das Zehnfache ihrer Höhe) von Windrädern zur nächsten Wohnbebauung vor. Das Landtagsvotum führte dazu, dass seither in Bayern kaum mehr neue Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen laufen.

Etwas mehr Haltung vorausgesetzt, hätte Huber seine "vollste Überzeugung" aus der Podiumsdiskussion auch beim AKU wiederholt. Stattdessen entschied er sich für die bequeme Variante. Er redete seinen Gästen nach dem Mund. Denn bei vielen AKUlern ist die 10- H-Regelung heftig umstritten. Das weiß Huber natürlich.

Haltung zeigte Huber dagegen an anderer Stelle. "Wenn es um Windräder im Ebersberger Forst geht, stehen wir vor einer großen Güterabwägung", sagte er. "Wir müssen den Spagat hinbekommen zwischen Natur nutzen und Natur schützen." Immerhin ließen sich mit zum Beispiel fünf neuen Windrädern im Ebersberger Forst etwa zehn Prozent des Stromverbrauchs im Landkreis Ebersberg decken. Und plötzlich kommt eine überraschend klare Ansage von Huber - pro Windkraft: "Ich glaube, dass der Nutzen hier höher ist als der Schaden", sagt er. Bleibt die Frage, ob er diese Haltung im Kreistag auch so vor seiner Fraktion vertreten wird.

© SZ vom 11.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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