Kommentar:Mangelhaftes Zusammenspiel

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Der Busverkehr im Landkreis funktioniert recht gut. So lange aber die S-Bahn weiter so unzuverlässig ist wie jetzt, wird das niemanden motivieren, das Auto stehen zu lassen

Von Simon Gross

Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied, heißt es. Wer sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch den Landkreis bewegt, dem dürfte der Spruch zynisch vorkommen. Denn zu oft folgt auf einen pünktlichen Bus eine ungewisse Wartezeit am Bahnsteig - mal mit Informationen über die aktuelle Lage auf dem Gleis, mal ohne: Die Unzuverlässigkeit der S-Bahn, sie ist fast schon legendär, berüchtigt ist sie allemal. Für die Attraktivität der öffentlichen Verkehrsmittel im Landkreis ist das pures Gift. Da kann das Busnetz noch so gut ausgebaut sein, die Taktung erhöht, die Fahrpläne verlängert werden. Das alles nützt leider herzlich wenig, wenn der Anschluss nicht fährt. Denn um von den kleineren Orten im Süden wie zum Beispiel Glonn nach Ebersberg oder Vaterstetten zu gelangen braucht es neben dem Bus meist auch die Bahn. Ein reibungsloses Zusammenspiel von beiden Verkehrsmitteln ist hier von elementarer Bedeutung - wenn das Ziel München ist, dann sowieso. Doch nicht selten heißt es am Bahnsteig vorerst: Endstation.

Und das drückt nicht nur auf die Nerven der Fahrgäste, sondern auch aufs Klima. Wenn mehr Menschen auf die umweltfreundlicheren Fortbewegungsmittel setzen sollen, dann muss für eine zuverlässige und regelmäßige Verbindung gesorgt sein. So selbstverständlich diese Erkenntnis klingt, so fern scheint sie doch in der Realität der Schüler, Pendler und Rentner. Es ist daher verständlich, wenn Bürger weiterhin ihr Auto benutzen, um zur Arbeit oder zu anderen wichtigen Terminen zu gelangen, wenn sie sich neben dem Alltagsstress nicht noch zusätzlich den Ärger mit der Bahn einhandeln wollen. Umso tapferer müssen die sein, die aus politischer Motivation nicht auf das Auto umsteigen wollen oder aus finanziellen oder körperlichen Gründen nicht können. Ärmere Menschen oder solche mit körperlichen Behinderungen sind durch die Ausfallerscheinungen des öffentlichen Nahverkehrs in ihrer Mobilität benachteiligt. Wer im Rollstuhl sitzt und erst den Aufzug benutzen muss, um das Bahngleis wechseln zu können, der hat sowieso oft das Nachsehen. Die mangelhafte Bahnverbindung, sie berührt auch die Frage sozialer Teilhabe. Selbstverständlich ist es Aufgabe der Politik, diese Missstände zu beheben, wenn auch nicht zuvorderst auf Ebene des Kreises. Die Autofahrer könnten immerhin öfter an den "Mitfahrbankerln" halten, das wäre sowohl für die Umwelt als auch das zwischenmenschliche Klima gut.

© SZ vom 30.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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