Kommentar:Legitime Debatte

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Es hat ordentlich gekracht zwischen den Förstern im Forst und dem Vogelschützer. Dennoch sollte der Fall jetzt nicht weiter eskalieren. Leidtragende wären die, die eigentlich geschützt werden sollen

Von Korbinian Eisenberger

Es hat ordentlich gekracht zwischen Rainer Förderreuther und dem Forstbetrieb. Weil die Förster in einem Teil des Ebersberger Forsts eine Schneise der Zerstörung hinterlassen haben. Und weil der Vogelschützer darin einen Angriff auf Nistkästen und Nester sieht. Den Streit um das Zornedinger Waldstück trug Rainer Förderreuther in die Öffentlichkeit. Was dort zu lesen und hören war, klang nicht sonderlich schön und hätte im Ton sicherlich mehr Zurückhaltung vertragen. Dass die Debatte geführt wird, ist trotzdem gut. Inhaltlich ist sie nämlich richtig und wichtig.

Der gewaltige Eingriff im Reitöster Geräumt dürfte nämlich nicht nur dem Vogelschützer Förderreuther aufgefallen sein, sondern vielen anderen, die hier regelmäßig mit oder ohne Hund spazieren gehen. Insofern ist die Frage, ob hier alles rechtens zugegangen ist, legitim. Auch, diese Frage ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. All das hat dazu geführt, dass die Verantwortlichen die Aktion im Forst analysiert haben. Mit dem Schluss, dass der Forstamtsleiter seine Anordnung im Nachhinein als verfrüht einordnet und für den nächsten vergleichbaren Eingriff Besserung gelobt.

Nun könnte man in die Details gehen und weiter bohren. Vielleicht sind ja tatsächlich Nistkästen kaputtgegangen, vielleicht sind dabei Vögel zu Schaden gekommen, vielleicht findet man die Beweise irgendwo im Wald. Wegen dieses Verdachts hat Förderreuther Strafanzeige gestellt. Im Landratsamt sieht die zuständige Behörde keinen Anlass, dies weiter zu verfolgen. Dafür müsste Förderreuther nun zur Polizei gehen. Es wäre sein gutes Recht. Allerdings würde es der Sache sicher nicht weiterhelfen.

Die Folge wäre, dass sich die Parteien vor Gericht wieder sehen. Dass der Streit in diesem Stadium noch versöhnlich endet, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Die logischere Konsequenz: Der Vogelschützer Förderreuther und die Förster vom Forstbetrieb sind ein für allemal zerstritten. Nach über zehn Jahren wäre eine gute Zusammenarbeit auf einen Schlag vorbei - ein Szenario, das keiner der Beteiligten anstreben sollte. Im Gegenteil: Sinnvoll wäre jetzt, offene Fragen intern zu klären und den Streit beizulegen. Passiert das nicht, wären die Leidtragenden am Ende wohl jene, die gar nichts dafür können: die Vögel im Ebersberger Forst.

© SZ vom 04.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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