Kommentar:Jetzt ist die Politik am Zug

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Das Gutachten zum Windpark hat nicht die erhoffte Klarheit gebracht. Deshalb müssen die Kreisräte nun Farbe bekennen

Von Wieland Bögel

Sie hatten es wirklich spannend gemacht im Landratsamt. Das Gutachten über mögliche Windkraft-Zonen im Landschaftsschutzgebiet sollte eigentlich bereits im Sommer vorliegen. Dann wurde es auf den Herbst verschoben und seit Anfang November ist es verfügbar. Drei weitere Wochen hat man im Landratsamt dicht gehalten, nun endlich wurde es der Öffentlichkeit präsentiert - und das Ergebnis ist alles andere als eindeutig. Die Experten haben zwar dem von Kreistagsmehrheit und Verwaltung favorisierten Vorgehen eine Absage erteilt - dem Projekt dahinter ausdrücklich nicht. Was bedeutet, dass für die Kreistagsmitglieder nun das ansteht, was Politik ohnehin tun sollte: Klare Entscheidungen zu treffen.

Das nun vorgestellte Gutachten hätte eine solche wenn schon nicht überflüssig, dann doch wenigstens einfacher machen sollen. Idealerweise hätten die Experten ein paar Stellen im Forst gefunden, wo sich Fuchs und Hase oder Vogel und Fledermaus eben nicht "Gute Nacht" sagen, weil sie dort nicht vorkommen. Dann hätte man diese Gebiete zu Windkraft-Zonen deklariert, mit dem Verweis, dass die Natur dort ja eh etwas weniger natürlich ist und Windräder ein großes Stück weniger stören. Im Sinne der interfraktionellen Harmonie des Gremiums wäre dieses Ergebnis sicher wünschenswert gewesen; ob das auch politisch gilt, muss zumindest bezweifelt werden.

Denn nun, voraussichtlich im Januar, steht eine Entscheidung an, die jede und jeder im Kreistag selbst treffen muss. Soll man im Forst einen Windpark bauen, auch wenn einige seiner Bewohner dadurch beeinträchtigt werden? Oder soll man es lassen und darauf hoffen, dass irgendwo anders schon jemand anderes genug für den Klimaschutz tut, dass man es nicht selber muss? Oder ist das gar nicht nötig, weil den Klimawandel - frei nach Trump - ja eh die Chinesen erfunden haben? Wenige Wochen vor der Kommunalwahl wäre es schon interessant, wer von denen, die da um Stimmen werben, welche Antworten auf diese Fragen gibt.

© SZ vom 21.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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