Kommentar:Ja, is denn scho Wahlkampf?

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Die CSU bringt sich bereits in Position - allerdings mit Anträgen, die inhaltlich so dünn wie alte Socken sind

Von Isabel Meixner

Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, dass in Markt Schwaben der Wahlkampf zur nächsten Kommunalwahl begonnen hat. Speziell bei der CSU wirkt es, als wolle sie sich schon jetzt in eine gute Ausgangsposition bringen. Vor allem Anja Zwittlinger-Fritz meldet sich auffallend häufiger und umfassender zu Wort. Passend dazu hat die Partei auch zwei Anträge gestellt, von denen einer in die Kategorie "Nett gemeint" fällt und der andere in "Haben die eigentlich keine anderen Probleme?".

Ersterer betrifft einen Antrag, dass die Gemeinde den sozialen Wohnungsbau in Markt Schwaben fördern soll. Hört sich nett an, ist momentan aber nicht mehr als eine Absichtsbekundung. Denn neue Sozialwohnungen können nur entstehen, wenn die Gemeinde neues Bauland ausweist - und das ist seit Jahren nicht mehr geschehen und derzeit auch nicht zu erwarten. Wo zuletzt Wohnprojekte realisiert worden sind, existierte bereits Baurecht, ergo hatte die Gemeinde keinen Zugriff mehr darauf. Noch unverständlicher erscheint der zweite Antrag von Frauen-, Senioren- und Junger Union: Sie fordern eine "Wiedereinführung der geschichtlichen Namen unserer Jahrmärkte" und verweisen dazu auf eine Zeit vor mehr als 400 Jahren, als die Landbevölkerung auf den Sonntagsmärkten ihre Kleidung und notwendige Alltagsgegenstände kaufte. Vordergründig wollen die Antragsteller die alten Namen wieder zurück; doch wer genau liest, merkt, dass es ihnen eigentlich um eine Rückkehr zu den alten Unterhosen- und Sockenmärkten als solche geht, die zuletzt kaum noch jemand besuchen wollte.

Ob die Historie der wahre Grund für diese Forderung ist, können nur die Antragsteller selbst beantworten. Der beste ist er jedenfalls nicht: Die Zeiten, in denen Bürger auf Sonntagsmärkte angewiesen waren, auf denen sie Kleidung kaufen können, sind vorbei. In den vergangenen Jahrhunderten hat sich viel Althergebrachtes verändert, und vielerorts hat sich auch gezeigt, dass es dabei nicht an Wert verloren, sondern gewonnen hat. Auch in Markt Schwaben, Stichwort Haydn-Villa etwa: Das denkmalgeschützte Gebäude wurde aufwendig saniert und beherbergt heute einen Kindergarten. Die Märkte wurden vor Jahrhunderten geschaffen, um Bürger anzuziehen. Das gelingt heute wieder - eben dank des neuen Konzepts.

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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