Kommentar:Initiative mit Strahlkraft

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Es bleibt zu hoffen, dass der Kreistag baldmöglichst eine konkrete Summe zur Förderung der mobilen Kulturbühne nachreicht. Denn bei dem Projekt geht es auch um die Menschen im Landkreis, die sich endlich wieder auf so etwas wie Normalität freuen wollen

Von Anja Blum

Selbstverständlich wird der Ebersberger Kreistag die neue Initiative für einen Kultursommer unterstützen. Alles andere wäre auch sehr peinlich gewesen, hätte die Beteuerungen der Politik, dass man der geschundenen Kultur mit allen Kräften beistehen wolle, als Sonntagsreden entlarvt.

Worum geht es? Mehrere wichtige Veranstalter aus dem Landkreis haben sich zusammengetan und wollen gemeinsam einen Bühnentrailer anschaffen, dank dem dann in allen Gemeinden in den Sommermonaten Open-Air-Veranstaltungen stattfinden könnten. Der komplett ausgestattete Bühnen-Anhänger würde per Pkw bewegt, von einem Spielort zum nächsten, die jeweils Verantwortlichen müssten nur das Programm zur Verfügung stellen. So könnten auch die örtlichen Vereine mit einbezogen werden, die alleine finanziell und logistisch kaum in der Lage wären, Bühne, Technik, Werbung und Hygienekonzept umzusetzen.

Warum ist das so wichtig? Weil die Corona-Regelungen, die ab 22. März gelten, es unmöglich machen, Theater, Konzerte oder Kabarett verlässlich zu planen: Alle Veranstaltungen sind an den Inzidenzwert gekoppelt. Beträgt dieser zwei Wochen lang weniger als 100, dürfen Zuschauer kommen - müssen dann aber einen tagesaktuellen, negativen Corona-Test vorweisen. Diese Einschränkung soll erst entfallen, wenn die Inzidenz seit 14 Tagen unter 50 liegt. Insofern haben die Kulturschaffenden im Landkreis verständlicherweise wenig Hoffnung, ihre Häuser bald wieder bespielen zu können - und setzen daher auf einen Open-Air-Sommer dank mobiler Bühne.

Um diese finanzieren zu können, sind aber etwa 100 000 Euro nötig. Leider hat sich der Kreistag nur zur Zusage einer generellen Unterstützung durchringen können, nicht zu einem bestimmten Betrag. Bleibt also nur zu hoffen, dass dieser bald noch nachgereicht - und großzügig ausfallen wird. Denn besser kann man Steuergelder vermutlich nicht ausgeben als für ein Projekt, das dem ganzen Landkreis und all seinen Bürgern und Bürgerinnen zugute kommt. Und obendrein ein Paradebeispiel ist für Synergieeffekte. Warum sollte jeder Veranstalter selbst eine Bühne kaufen und aufbauen, wenn es gemeinsam doch viel einfacher geht? Zumal, wenn neben dem Geld vom Kreis auch von den Kommunen, von Freistaat und Bund Unterstützung käme?

Der Einwand, die Veranstaltungstechniker würden übergangen, verfängt übrigens nicht. Erstens, weil es auch bei einer mobilen Bühne jemanden braucht, der sich um Licht und Ton kümmert. Und zweitens, weil hier nicht eine einzelne Branche gefördert werden soll. Sonst könnten ja auch die Gastronomen oder Friseure beim Kreistag anklopfen. Nein, es geht in erster Linie um die Menschen im Landkreis, die sich endlich wieder auf so etwas wie Normalität freuen wollen - und dazu gehören Veranstaltungen unbedingt dazu. Man denke nur an das Kulturfeuer in Ebersberg im vergangenen Jahr: Es hat ganz besonders weit gestrahlt in dieser dunklen Zeit. Und auch die mobile Sommer-Bühne könnte gewiss so ein Leuchtturmprojekt werden.

© SZ vom 17.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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