Kommentar:Hilflose Bürgermeister

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Nur Arbeitskreise zu gründen bringt nichts. Der Ausbau der Schienen-Infrastruktur muss vorangetrieben werden - am besten mit vereinten Kräften

Von Wolfgang Krause

Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis." Der Spruch ist abgedroschen, aber er beschreibt die Hilflosigkeit der Kommunalpolitiker angesichts der Massen von Autos, die täglich durch den Münchner Osten rollen. In den unterschiedlichsten Zusammensetzungen haben sich Gemeinden aus den Landkreisen München, Ebersberg und Erding schon zusammengeschlossen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Ein Befreiungsschlag allerdings ist nicht Sicht.

Damit hier kein Missverständnis aufkommt: Es ist ein großer Fortschritt, dass die Gemeinden zusammenarbeiten, auch und gerade beim Thema Verkehr. Denn allzu lange hat jede einzelne Kommune versucht, die Autos durch immer neue Umgehungsstraßen aus den eigenen Ortschaften herauszuhalten und zu den Nachbarn zu leiten. Die Landschaft wurde zubetoniert, die Autos stauten sich weiter.

Jetzt suchen die Kommunen also gemeinsam nach Trassen, die im Idealfall alle entlasten sollen. Doch das ist gar nicht so einfach - wenn Verkehrsströme umgeleitet werden, gibt es immer Gewinner und Verlierer. Das dürfte auch der Grund sein, warum man von dem vor einem Jahr von Grasbrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Hohenbrunn und Putzbrunn gegründeten Arbeitskreis "Interkommunales Verkehrskonzept" für den Südosten des Landkreises München schon lange nichts mehr gehört hat. Und selbst wenn sich die Gemeinden auf eine Trasse einigen, wie das bei der von Haar und seinen nördlichen Nachbarn angestrebten Autobahnparallele der Fall sein könnte, dürfte die Entlastung marginal sein und von kurzer Dauer. Denn wieder würde nur eine neue Straße gebaut, die neuen Verkehr anzieht.

Was es wirklich bräuchte im Großraum München, das wäre ein massiver Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Statt neuer Straßen bräuchte es neue Schienenverbindungen, um vor allem die Pendler zum Umsteigen zu bewegen. Die können die Gemeinden auch mit vereinten Kräften nicht schaffen. Aber sie könnten gemeinsam Druck beim Freistaat und beim Bund machen.

© SZ vom 07.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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