Kommentar:Hilfe, die Minister kommen

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Barley, Seehofer, Nahles: Der geneigte Wahlkampfinteressent kann an diesem Montag zurecht sagen, dass er sich warmgelaufen hat. Vielleicht sogar für den Besuch von Alexander Dobrindt am Abend in Grafing.

Von Karin Kampwerth

Es ist ein durchaus interessanter Wettstreit, den sich CSU und SPD derzeit liefern: Wer schickt die meisten Minister ins Ebersberger Land?, könnte der Titel lauten. Samstag vor einer Woche Auftakt mit SPD-Bundesfamilienministerin Katarina Barley in Markt Schwaben. Sie informierte sich über das Konzept der "Hausgemeinschaft 60 plus", einer Senioren-WG, die sich ihren Traum vom selbstbestimmten Leben im Alter erfüllen. Gut, Barley hatte eher wenig zu bieten - ist sie doch noch in einer Art Azubi-Phase. Das Familienministerium hatte sie erst im Juni übernommen, zuvor war die Kölnerin Generalsekretärin der SPD.

Insofern war es nicht schwer für die CSU, das am vorigen Freitag zu toppen. Ministerpräsident Horst Seehofer gab der Mittelstandsunion bei deren Sommerempfang im Alten Speicher in Ebersberg die Ehre - lobte sich selbst und die Kanzlerin und haute nebenbei Wahlversprechen raus: 300 Euro Kindergeld. Pro Kind natürlich. Und, das hören mittelständische Handwerker, deren Werkstattflotten hauptsächlich aus Dieselfahrzeugen bestehen, verständlicherweise gerne: "Mit Horst Seehofer wird es keine Diesel-Fahrverbote geben." Dass er das nicht zu entscheiden hat, sondern Gerichte, tat nichts zur Sache. Ist ja auch wurscht, ist ja Wahlkampf.

Den machte am Sonntag dann auch SPD-Arbeitsministerin Andrea Nahles, die auf ihrer Bayern-Tour auf eine Stippvisite ebenfalls nach Markt Schwaben kam. Spulte beflissen das Wahlprogramm runter, aß Pizza - und verschwand zum nächsten Termin.

Der geneigte Wahlkampfinteressent kann an diesem Montag nun zurecht sagen, dass er sich warmgelaufen hat. Vielleicht sogar für den Besuch von Alexander Dobrindt am Abend in Grafing, der es wohl nicht so leicht wie seine Kolleginnen aus Berlin und sein Chef aus München haben wird. Dem CSU-Politiker könnte es in der Brauereihalle des Wildbräu möglicherweise nicht nur aufgrund der vorhergesagten sommerlichen Temperaturen heiß werden: Im Landkreis gibt es immerhin gut 29 000 Bürger, die Dieselautos fahren - und die hätten möglicherweise gerne ein paar mehr Zusagen als ein bisschen Software-Update oder Abwrackprämie.

© SZ vom 07.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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