Kommentar:Glückliche Wendung

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Das neue Gutachten zeigt, dass durch die zusätzlichen Poinger Wohngebiete der Verkehr in Pliening nicht zusammenbrechen wird. Damit sollte sich auch das avisierte Normenkontrollverfahren erledigt haben

Von Wieland Bögel

Glück und Pech liegen ja manchmal nicht ganz so weit auseinander, das jüngste Beispiel dafür liefert Pliening. Dort wurde nun ein Verkehrsgutachten präsentiert, das einerseits in die Kategorie Glück passt: Auch wenn die Poinger ihre Pläne für zusätzliche Wohngebiete umsetzen, bricht in Pliening nicht der Verkehr zusammen. Pech indes ist, dass sich damit das von den Plieningern avisierte Normenkontrollverfahren erledigt hat. Mit so einem Gutachten dürfte ein Verwaltungsgericht schwerlich zu dem Schluss kommen, die Plieninger Interessen seien durch die Poinger Siedlungspläne ernsthaft verletzt.

Was nicht bedeutet, dass die großen Nachbarn im Süden bei ihrer Bauleitplanung besonders zimperlich oder rücksichtsvoll gewesen wären. Die neuen Wohngebiete liegen direkt an der Gemeindegrenze, näher am Plieninger Örtchen Ottersberg als am Poinger Zentrum. Ebenfalls ein gutes Stück entfernt sind die durch nachträgliche Erweiterung der Pläne bis zu 4000 Neu-Poinger vom öffentlichen Nahverkehr: Zwischen eineinhalb und knapp zwei Kilometer beträgt die Entfernung zum Bahnhof. Auch die Ableitung auf übergeordnete Straßen ist nicht gerade gut gelungen, gerade Richtung Süden zur EBE 1 und zur A 94 gibt es einige Anwohnerstraßen zu durchkurven - oder man nimmt den Weg über Pliening und Kirchheim Richtung München und A 99. Genau diesen Ausweichverkehr hatten die Plieninger bemängelt und der Gutachter hatte einen solchen nun auch bestätigt - aber eben nicht in dem Rahmen, dass es fürs Münchner Umland mit seinen schnell wachsenden Bevölkerungszahlen ungewöhnlich wäre.

Genau dieses Bevölkerungswachstum führt aber in dieser speziellen Streitsache zu einem speziellen Problem. Denn im Landkreis wird es zu eng in den weiterführenden Schulen. Deshalb hatte der Kreistag vor knapp vier Jahren der Bau eines weiteren Gymnasiums im Landkreisnorden beschlossen. Das mittlerweile fünfte seiner Art soll - wie man es sich in dort seit gut einem Jahrzehnt wünscht - in Poing entstehen, und zwar im Umgriff eben jenes Bebauungsplans, gegen den die Plieninger rechtlich vorgehen wollen. Mit der Normenkontrollklage liegen die Pläne für das Gymnasium seit Ende 2019 auf Eis. Wenn das Verkehrsgutachten dazu führt, dass es mit dem Projekt weitergehen kann, wäre das ein Glück - auch für die Plieninger.

© SZ vom 29.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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