Kommentar:Glorreich gescheitert

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Bei der Forstinninger Umgehung hat man sich für die günstigste aber bei weitem nicht die beste Variante entschieden

Von Korbinian Eisenberger

Bei all den Streitereien, die es in den vergangenen zehn Monaten wegen der geplanten Forstinninger Umgehung gegeben hat, musste man fast schon Schlimmeres befürchten. Dass bei der Waldbegehung am Samstag niemand dem anderen einen Ast über die Rübe zwiebelte, ist insofern fast schon als Fortschritt zu werten. Keine Beleidigung, nicht mal ein Wortgefecht - ein kleiner Lichtblick in einer schier aussichtslosen Mission, die verhärteten Fronten zusammenzubringen. Dennoch: Wirklich weitergekommen sind die Forstinninger mit der Lösung ihres Dorfzwists nicht.

Wie auch? Dass gestritten wird, ist mehr als verständlich, sowohl aus emotionaler Sicht, vor allem aber in der Sache. Die einen hoffen auf das Ende des Verkehrschaos im Ort, die anderen befürchten, dass man es ihnen im gleichen Atemzug vor die Haustür setzt. Man könnte nun anfangen, wie so oft Argumente gegeneinander aufzuwiegen - damit käme man aber auch im hundertsten Anlauf nicht weiter. Der Kern des Problems ist und bleibt der Lösungsansatz des Freistaats, der das Projekt finanziert. Dort hat man sich nicht für die beste Variante entschieden, sondern für eine billigere.

In Forstinning hätte man all die Streitereien, all das Gezeter vor Jahren verhindern - oder zumindest eindämmen können. Schon 2009 lag die Machbarkeitsstudie vor, wonach theoretisch auch eine Untertunnelung Forstinnings in Betracht käme - mit einem klaren Ergebnis: Die Tunnelvarianten seien finanziell unrentabel und technisch schwer bis kaum machbar. So in etwa lässt sich die damalige Einschätzung des Staatlichen Bauamts zusammenfassen.

Es geht also wie so oft auch oder vor allem ums Geld, zumindest sieht vieles danach aus. Klar, die Planer haben ihre Arbeit gemacht, sie haben sicherlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten gehandelt. Erschreckend daran ist, dass dieser Rahmen allem Anschein nach nicht vorrangig auf das Wohlergehen aller Menschen im Dorf abzielt. Sollte dies nun doch die Intention hinter den Plänen gewesen sein, kann man jetzt schon sagen, dass diese Mission glorreich gescheitert ist.

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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