Kommentar:Genau so schlau wie vorher

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Die Ebersberger wissen genauso viel wie vorher. Nämlich nicht, wie viel sie für die Sanierung des Schwedenwegs bezahlen müssen. Die Stadt hätte sich diesen Info-Abend genau so gut sparen können.

Von Anja Blum

Der Alte Speicher in Ebersberg war an diesem Nachmittag voll, und zwar voller Menschen, die eine einzige Sorge umtreibt: Dass die Sanierung ihrer Straße sie finanziell erheblich belasten wird. Die Stadt hatte zu dieser Art Teilbürgerversammlung eingeladen, um über die Tatsache aufzuklären, dass die Anwohner sich an den Kosten für den Straßenunterhalt beteiligen müssen. Das ist so weit sehr löblich. Doch vor dem letzten, wichtigsten Schritt, schreckte die Verwaltung zurück: Die Anwohner erfuhren nicht, wie viel sie jeweils zu dieser Investition beitragen müssen. Nicht, ob es vielleicht ein paar hundert Euro pro Wohneinheit sind, oder gar ein paar tausend. Zwar nannte Bürgermeister Walter Brilmayer eine grobe Schätzung der Gesamtsumme - ließ die Bürger jedoch mit dem Hinweis alleine, den Rest könnten sie sich ja selbst ausrechnen.

Das aber können sie nicht, denn die Umlage der Sanierungs-Kosten auf das Wohngebiet funktioniert eben nicht einfach pro Kopf (auch das wäre schon schwierig zu berechnen, wenn die Zahl der Betroffenen nur geschätzt werden kann), sondern nach einem komplizierten Schlüssel, dem Abmessungen der Bebauung vor Ort zugrunde gelegt werden müssen.

Es mag verständlich sein, dass der Rathauschef, dem für die Baumaßnahme auch noch keine verlässlichen Kostenaufstellungen vorliegen, nicht mit falschen Zahlen um sich werfen möchte, die vielleicht ganz unnötig für Panik und Frust sorgen könnten. Doch eine grobe Hausmarke pro Wohnung oder Einfamilienhaus - das hätten die Ebersberger durchaus erwarten dürfen. Zumal vermutlich jeder der Betroffenen Verständnis dafür hätte, dass dies eine Angabe ohne Gewähr gewesen wäre.

So aber muss man sagen: Die Stadt hätte sich diese Informationsveranstaltung genau so gut sparen können. Wer weiß, wie viele Ebersberger sich extra frei genommen hatten, um bereits um 16 Uhr im Alten Speicher sein zu können. Doch außer der Erkenntnis, dass Anwälte meist schwer Verständliches von sich geben und ihr Bürgermeister trotz allem sympathisch ist, gingen sie genauso klug wie zuvor nach Hause. Das aber dürfte den Ärger über die erzwungene finanzielle Belastung nicht gerade schmälern. Ganz im Gegenteil.

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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