Kommentar:Geld ist nicht alles

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Würden Kommunen statt in Gehaltszuschläge in Mitarbeiterwohnungen investieren, wäre das der bessere Anreiz, um Personal zu finden und zu halten

Von Wieland Bögel

Man bekommt, wofür man bezahlt, der alte Kalenderspruch gilt auch bei der Personalsuche. Wer qualifizierte Mitarbeiter in ausreichender Zahl gewinnen und auch halten will, muss sich das eben etwas kosten lassen. Mit dieser Herausforderung müssen sich besonders im Großraum München die kommunalen Arbeitgeber seit Jahren beschäftigen. Dass der Landkreis Ebersberg nun analog der München-Zulage das Gehalt seiner Beschäftigten erhöhen will, ist darum folgerichtig - ebenso, dass dies wohl nicht die letzte Aktion in diese Richtung bleiben dürfte.

Der öffentliche Dienst konnte - und außerhalb der Ballungszentren kann er das bis heute - damit für sich werben, dass er sichere und anständig bezahlte Arbeitsplätze zu bieten hat. Nur reicht ein anständiges Gehalt längst nicht mehr aus, den unanständig teuren Lebensunterhalt der Zentren und ihres Umlandes bestreiten. Denn wo Ressourcen, seien es Immobilien oder Mitarbeiter, knapp werden, steigt der Preis. Wer mithalten will, muss also mehr bezahlen, da kommt dann die München-Zulage ins Spiel. Ähnliche Zuschläge sind in der Privatwirtschaft nicht unüblich, es ist nur logisch, wenn die kommunalen Arbeitgeber nachziehen. Allerdings sollten sich alle bewusst sein, dass finanzielle Aufschläge lediglich Symptombekämpfung sind, die letztlich sogar die Preisspirale beschleunigt. Im öffentlichen Dienst könnte das so aussehen: Der Landkreis zahlt eine Zulage, weil die Münchner das auch tun. Dadurch kommen die Städte und Gemeinden unter Druck, weil sie ja auch im Konkurrenzkampf um gute Leute stehen und weil nicht ausgeschlossen ist, dass der Kreis die Mehrkosten am Ende durch eine höhere Kreisumlage finanzieren muss. Bleibt also nur, erstens ebenfalls Zulagen einzuführen und zweitens die Gemeindesteuern zu erhöhen. Was wiederum dazu führt, dass die Lebenshaltungskosten steigen und ein Teil der Zulage gleich wieder aufgefressen wird, die erste Kommune einen neuen Zuschlag zahlt und das ganze Spiel von vorne losgeht.

Was aber nicht heißt, dass die Kommunen auf Zuschläge verzichten sollen - das können sie sich gar nicht leisten. Allerdings könnte man überlegen, wie sich das Problem des Personalmangels angehen lässt, ohne einen ruinösen Wettbewerb zu starten. Anstatt oder neben einer Geldzulage könnte man eines der Probleme angehen, das den Gehaltsaufschlag nötig macht: die hohen Immobilienpreise. Städte, Gemeinden und Landkreise könnten in Mitarbeiterwohnungen investieren. Dafür muss man zwar einiges bezahlen, aber bekommt gleich zwei Dinge dafür: Einen Anreiz für seine Mitarbeiter und bleibende Werte für die Kommune.

© SZ vom 18.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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