Höchste Eisenbahn, dass sich nun auch Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß in das Dauer-Ärgernis S 4 einschaltet. Denn der Kundschaft gegenüber ist es seitens des MVV respektlos, dass das Unternehmen weiter an seinem Fahrplan festhält, obwohl durch die ständigen Verspätungen und Zugausfälle Pendler regelmäßig in Grafing-Bahnhof stranden. Dabei wissen die Verantwortlichen durchaus, dass sich die enge Taktung auf der eingleisigen Strecke zwischen Grafing-Bahnhof und der Kreisstadt, die sich die S 4 mit der S 6 und dem Filzenexpress teilt, nur störanfällig durchhalten lässt. Verlässlichkeit geht anders. So verwundert es auch nicht, dass es Pendler gibt, die gar keine andere Wahl haben, als wieder das Auto auf dem Weg zur Arbeit zu benutzen - auch, weil man nicht in jeder Chefetage Verständnis dafür aufbringt, dass die Mitarbeiter mehrmals in der Woche zu spät kommen.
Wer pünktlich in Ebersberg sein muss und trotzdem auf die S-Bahn angewiesen ist, baut sich vorsorglich einen Zeitpuffer ein und nimmt eine Bahn früher. Denn der Fahrplan, an dem der MVV auch zum Wechsel am 13. Dezember weiter festhält, bleibt mit den unzuverlässigen Verbindungen ein Schaufensterfahrplan. Inzwischen gibt es genügend Landkreisbürger, die gar nicht mehr darauf schauen, sondern ohnehin schon sagen: "Ich geh' einfach zum Bahnhof und nehme die S-Bahn, die dann halt kommt." Pendler-Fatalismus, den sich freilich nicht jeder leisten kann.
Umso wichtiger ist es, dass Landrat Niedergesäß die Unzuverlässigkeit der S-Bahn zur Chefsache macht. Schließlich darf man davon ausgehen, dass sich Niedergesäß in seiner Funktion als Sprecher der MVV-Landräte durchaus Gehör bei der Bahn verschaffen kann. Bei den Klagen seiner Kunden stellt sich das Unternehmen ja leider erfolgreich taub.