Kommentar:Ende der teuren Routine

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Das bisherige Finanzierungskonstrukt für die Grafinger Eishalle zwischen der Stadt und dem Landkreis ist angezählt. Das verspricht Spannung im nächsten Jahr

Von Thorsten Rienth

Das Selbstverständnis im Grafinger Stadtrat ist seit jeher ein selbstbewusstes. Freibad, Eisstadion, Sportzentrum und Stadthalle gehören zur Pflichtausstattung der Kommune. Dazu hätte das Gremium gerne noch eine modernisierte Grundschule, einen neuen Wertstoffhof, einen zweiten Hort, einen neuen Marktplatz, ein neues Museum, ein saniertes Feuerwehrhaus, neue städtische Wohnungen und mindestens zusätzliche Gewerbeflächen, wenn nicht gar ein ganzes neues Gewerbegebiet. Ach ja, und die Rotter Straße 8, das alte Schulhaus in dem vorher weite Teile von Volkshoch- und Musikschule untergebracht waren, rottet seit mittlerweile zwölf Jahren größtenteils brandschutzgesperrt vor sich hin. All das ist ein bisschen viel ist für eine 14 000-Einwohner-Stadt. Jeder im Stadtrat weiß das. Sagen trauen es sich nur wenige.

Wenn in der Vergangenheit Abstimmungen über die Eishallen-Betriebskostenzuschüsse anstanden, hatte es stets zwei, drei Gegenstimmen gegeben. Am Ende raufte sich aber stets eine deutliche Stadtratsmehrheit für die Zuschüsse zusammen. Ein wesentliches Argument dabei: Grafing müsse ja nicht alles bezahlen. Der Landkreis übernehme die zweite Hälfte. Genau dieses Konditionalgefüge hat nun in der jüngsten Sitzung des zuständigen Kreisausschusses erste Schrammen erhalten. Ausgerechnet aus Grafing selbst. Von Susanne Linhart (CSU) kommt die Forderung, sich "mal grundsätzlich über die Angelegenheit unterhalten". Damit ist das bisherige Finanzierungskonstrukt zwischen der Stadt Grafing und dem Landkreis Ebersberg angezählt. Kaum denkbar nämlich, dass die langjährige Grafinger Zweite Bürgermeisterin alles nur so dahinsagte - ohne sich vorher einer breiten Rückendeckung ihres CSU-Ortsverbands zu versichern.

Auf die nächsten Monate wird dieser mögliche Grafinger Strategiewechsel keine Auswirkungen haben. Fürs laufende Jahr sind die Zuschüsse ja jetzt beschlossen. Anders könnten die Dinge liegen, wenn Stadt und Landkreis im nächsten Jahr wieder auf die Zuschussfrage zusteuern - und damit die entscheidende Frage um die Zukunft des Grafinger Eisstadions. Zur Antwort spitzt sich dann auf zwei Optionen zu: Hop oder Top. Und bis zu den nächsten Kommunalwahlen, wo Eishockey-Fans auf dem Wahlzettel die Revanche geben könnten, ist es auch im Jahr 2022 noch lange hin.

© SZ vom 02.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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