Kommentar:Eine Chance für Zivilcourage

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Zorneding lehnt eine Spielwiese für Hunde ab? Geschenkt. Die Idee, den Hundeführerschein finanziell zu unterstützen, ist da viel nachhaltiger, um den Konflikt Mensch/Tier dauerhaft zu lösen

Von Karin Kampwerth

Natürlich wäre es schön, wenn sich Hundebesitzer in Zorneding auf einer Wiese treffen könnten, wo nicht nur ihre Vierbeiner soziale Kontakte pflegen würden, sondern Herrchen und Frauchen gleich mit. Es wäre schön, dort Bälle werfen zu dürfen, die die schnellsten Hunde erjagen, ohne dabei den nächstbesten Fahrradfahrer umzurennen oder einem Spaziergänger einen Mordsschrecken einzujagen. Noch ein kleiner Weiher dazu, der im Sommer für Abkühlung sorgt, und das Hundeleben wäre perfekt. Wenn da nicht der Gemeinderat wäre, der diese nette Idee nun abgelehnt hat. Geschenkt, denn hundeunfreundlich ist Zorneding deshalb noch lange nicht. Natürlich auch, weil es rund um die Gemeinde nach wie vor viele Möglichkeiten gibt, seinen Vierbeiner ohne Leine laufen zu lassen.

Hundeunfreundlich sind hingegen jene Besitzer von Waldi und Co., die mit rücksichtslosem Verhalten der Allgemeinheit gegenüber verantworten müssen, dass eine Debatte über die Anleinpflicht im Ort überhaupt erst geführt wird. Denn bislang galt: Wo kein Kläger, da kein Richter. Selbst am Weiher tobten bis vor ein, zwei Jahren große und kleine Hunde friedlich zwischen fußballspielenden Kindern umher, liefen frei auf öffentlichen Wegen, ohne Joggern in die Waden zu beißen oder zwischen die Fahrradreifen zu laufen. Selbst die Hinterlassenschaften wurden brav in Tüten gepackt und in den zahlreichen von der Gemeinde aufgestellten Hundetoiletten entsorgt. Auf den Bürgerversammlungen zumindest waren anders als in vielen anderen Orten weder Hunde noch Häufchen ein Thema.

Dass sich in diese Gemengelage eines guten Miteinanders nun aber ein paar wenige schwarze Schafe gemischt haben, zwang die Verwaltung zum Handeln - und zur Überprüfung der innerörtlichen Anleinpflicht. Das ist nur konsequent, solange es - wenn auch nur wenige - Hundebesitzer gibt, die weder sich selbst noch ihre Vierbeiner im Griff haben. Die Idee, statt einer Hundewiese zunächst einmal einen so genannten Hundeführerschein finanziell zu unterstützen, ist die logische Folge. Denn je mehr Menschen die Regeln beachten, die für eine friedliche Koexistenz von Mensch und Hund gelten, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Ignoranten auf ihr Fehlverhalten hingewiesen werden. Ein Fall von Zivilcourage, der schon im Markt Schwabener Moos unter anderem dafür gesorgt hat, dass Hunde dort wieder frei umherlaufen dürfen.

© SZ vom 04.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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