Kommentar:Ein Stück Hoffnung

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Die Renaturierung im Brucker Moos zeigt, wie Umwelt- und Klimaschutz durch lokales Engagement gelingen können

Von Alexandra Leuthner

In Zeiten wie diesen, in denen keine Nachrichtensendung ohne das Wort Klimawandel auskommt, in denen jeder Waldbrand am Amazonas, jedes abgebrochene Stück Eisberg, ja selbst jeder Tag ohne Schnee bei einem Ski-Abfahrtslauf als weiteres Zeichen weltumspannender klimatischer Veränderungen gedeutet werden muss, hilft manchmal nur der Rückzug in die ganz lokale Idylle.

Und so schauen wir nach Bruck und ins gleichnamige Moos, eine Fläche von 700 Hektar, die im Zuge von 30 Jahre andauernden Renaturierungsmaßnahmen ein Vorzeigeprojekt bayerischer Naturschutzpolitik geworden ist. Ein Ort, an dem gefährdete Vögel wie Wiesenpieper oder Kiebitz brüten, in dem Hochmoorperlmuttfalter und seltene Orchideen zu Hause sind, in dem keine riesigen Mähdrescher Lärm und Abgase verbreiten. Nun ist der Freistaat - also die CSU - ja nicht eben dafür bekannt, den primären politischen Fokus auf den Umweltschutz zu legen. Wie war das mit den 17 Fußballfeldern, die jeden Tag dem Flächenfraß zum Opfer fallen? Oder mit den bayerischen Naturschutzgebieten? Laut einer Statistik des Bundesamts für Naturschutz aus dem Jahr 2017 hatte das Flächenland Bayern im Vergleich der Bundesländer nach Hessen den zweitgeringsten Anteil von Naturschutzgebieten an seiner Gesamtfläche. Umso schöner, wenn ein Projekt so gut funktioniert wie das in Bruck. Und wenn einmal Politiker, Naturschützer und Landwirte an einem Strang ziehen. Wenn es auch drei Jahrzehnte gedauert hat und viele Gespräche nötig waren, um die Fronten aufzuweichen so wie den vom Wasserentzug verhärteten Boden, dann scheint das Projekt doch ein Zukunftsmodell zu sein. Zumal es noch viel mehr Fläche im Moos gibt, die man runderneuern könnte. Und auch, weil es alle Seiten, vor allem aber Landwirte und Naturschützer braucht, Kulturland und Biodiversität zu bewahren.

Der Blick nach Bruck macht Hoffnung, nicht nur weil das Hochmoor nun die Chance hat, erhalten zu werden und jedes Jahr neun Tonnen CO₂ bindet, sondern weil es diese winzigen Rädchen im großen Gefüge braucht, um die Welt wieder ein Stück vom Abgrund wegzurücken.

© SZ vom 27.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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