Kommentar:Ein lohnender Sprung

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Erst einmal dürften die Gemeinden enttäuscht sein, dass ihnen der Kreis kein Schwimmbad bauen darf. Doch so schlecht ist das neue Angebot jetzt gar nicht

Von Wieland Bögel

Manchmal folgt dem Sprung ins kühle Nass der Schreck über die tatsächliche Kühle des nassen Elements - ein bisschen so könnte es derzeit einigen Kommunen im Landkreissüden gehen. Dort hatte man sich in den vergangenen Wochen zumindest zaghafte Hoffnungen machen können, mit der neuen Berufsschule endlich auch ein Hallenbad zu bekommen. Die Abkühlung kam nun im Kreisausschuss für Bildung und Sport: Ein Hallenbad gibt es nur, wenn die Kommunen es bezahlen. Was zunächst vielleicht ein Schreck, bei näherem Hinsehen ein so schlechtes Angebot aber gar nicht ist.

Erstens, weil die Kommunen die Schwimmhalle ohnehin bezahlen müssten. Denn der Landkreis finanziert sich nun einmal nicht - wie seine Gemeinden - durch Steuern und Gebühren, sondern hauptsächlich über die Kreisumlage. Würde nun die neue Schule durch ein zusätzliches Hallenbad deutlich teurer, müsste die Umlage entsprechend angehoben werden. Was zweitens vermutlich das Ende der Schwimmbadpläne bedeuten würde. Denn beschlossen werden müssten die im Kreistag - dessen Mitglieder zum allergrößten Teil entweder auch Bürgermeister oder Gemeinderäte sind. Die sich dann natürlich die Frage stellen dürften, was Kommunen, die selbst bereits ein Hallenbad haben oder am anderen Ende des Landkreises liegen, von einer Erhöhung der Kreisumlage hätten, wenn damit andere Gemeinden in den Genuss eines Berufsschulschwimmbades kommen. Was dann drittens nicht einmal unbedingt ein reiner Genuss sein muss. Denn würde der Kreis das Bad bauen, ergäbe sich vermutlich dasselbe Problem, welches es oft mit den Schulschwimmbädern gibt: Sie sind eben, wie der Name sagt, Schwimmbäder für die Schulen und, wenn überhaupt, nur wenige Stunden pro Woche für die Öffentlichkeit oder die Sportvereine nutzbar. Verfügbar ist aber bereits, viertens, ein Standort für ein interkommunales Hallenbad, bei dessen Bau sich fünftens, wenn Planung und Bau zusammen mit der Berufsschule des Landkreises erfolgen, Synergieeffekte ergeben.

Es könnte sich für die Gemeinden im Landkreissüden also durchaus lohnen, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen und den gemeinsamen Schwimmbadbau anzugehen.

© SZ vom 05.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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