Kommentar:Ein kleiner Preis

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Der Kreis will Land für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung stellen. Das ist der richtige Weg, um einer Luxus-Verödung in der Region vorzubeugen

Von Wieland Bögel

Kauft Land, denn es wird nicht mehr hergestellt", riet einst Mark Twain potenziellen Anlegern. Wie recht der amerikanische Autor damit hatte, lässt sich derzeit im Münchner Umland beobachten. Denn ganz egal, wie hoch die Nachfrage ist, vermehren lässt sich die Zahl der Grundstücke eben nicht. Was sich allerdings vermehrt - und zwar rasant - ist der Preis. Zu spüren bekommen das vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen, und zwar in doppelter Hinsicht. Erstens, wenn sie auf dem regulären Wohnungsmarkt keine bezahlbare Bleibe finden, und zweitens, wenn es auch keine Sozialwohnungen gibt, weil dafür keine Grundstücke zur Verfügung stehen. Dass der Landkreis nun möglicherweise Land für den sozialen Wohnungsbau bereitstellen will, ist daher eine gute Nachricht - sowohl für potenzielle Bewohner der Sozialwohnungen, als auch für den Kreis und seine Gemeinden.

Auf den ersten Blick ist die Abgabe von Grundstücken für den sozialen Wohnungsbau ein Verlustgeschäft. Keine Genossenschaft kann die Preise bezahlen, die man mit dem Verkauf an eine Immobiliengesellschaft erlösen würde. Für die eine oder andere Kommune ist das durchaus ein Problem, denn der Kauf von Acker und der Verkauf von Bauland ist in so mancher Gemeindekasse ein nicht zu unterschätzender Einnahmeposten. Und angesichts der in vielen Kommunen anstehenden Ausgaben, etwa teure Sanierungen oder der Ausbau von Kinderbetreuung und Infrastruktur, kann man die Notwendigkeit dieser Grundstücksdeals nicht bestreiten.

Indes, mindestens ebenso notwendig sind günstige Wohnungen, diese erhalten die soziale Struktur einer Region. Denn trotz Arbeit können sich immer mehr Menschen den Großraum München nicht mehr leisten. Das können Kindergärtnerinnen sein, genau wie Kranken- und Altenpfleger, aber auch Handwerker oder Verkäufer, also alles Leute, die man für das Funktionieren des Gemeinwesens dringend benötigt. Ortsentwicklung nur nach Kassenlage führt letztlich zur Luxus-Verödung, zu Schlafstädten ohne Lebensqualität. Dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sollte den Kommunen das eine oder andere Grundstück wert sein - auch wenn ein so schönes Stück Land nicht mehr hergestellt wird.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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