Kommentar:Die Vorteile prüfen

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In den sechs Jahren, in denen der Landkreis nun Fördergeld zahlen will, wird sich zeigen, ob die Wasserstoffregion das Potenzial hat, von alleine zu funktionieren. Wenn das nicht der Fall ist, sollte man in andere Zukunftstechnologien investieren

Von Wieland Bögel

Mehr als 800 000 Euro dafür, dass vier Busse mit Wasserstoffantrieb durch den Landkreis fahren, mitten in der größten Krise der vergangenen Jahrzehnte und ohne Aussicht auf irgend einen finanziellen Vorteil aus der Sache. So lässt sich in einem Satz das nun im Umweltausschuss des Kreistages beschlossene Vorgehen zusammenfassen. Oder vielmehr ließe es sich so zusammenfassen, wenn der Landkreis ein Unternehmen wäre, das der Profitmaximierung verpflichtet wäre. Ist er aber nicht, zumindest nicht in Euro und Cent, denn jenseits des finanziellen Aspektes könnte das Projekt durchaus Vorteile für den Landkreis abwerfen.

Der Ansicht, dass Politik wie eine Firma zu funktionieren hat, dürften mittlerweile nur noch eher wenige und auch eher weniger schlaue Leute sein - einer der bekanntesten verliert am 20. Januar endgültig seinen Job, jenseits des Ozeans. Denn in der Politik sollte es nicht darum gehen, Kassen zu füllen, ganz sicher nicht die eigenen, aber auch nicht die öffentlichen. Geld in der Politik ist nie Zweck an sich, sondern muss immer Mittel zum Zweck sein - also ausgegeben werden für Dinge, die positiv für das Gemeinwohl sind. Etwa darauf hinzuarbeiten, dass der Straßenverkehr in Zukunft weniger gesundheits- und umweltschädlich ist. Wenn statt Erdölprodukten künftig Wasserstoff in die Tanks gefüllt wird, wäre das im Sinne des Gemeinwohls - eine ausreichende Zahl von Wasserstoffautos vorausgesetzt. Um diese Voraussetzung aber zu erfüllen, braucht es Infrastruktur, wie eine Wasserstofftankstelle. Die natürlich sinnlos ist, wenn dort keiner tankt, weshalb eine gewisse Anschubfinanzierung für neue Wasserstoffbusse durchaus sinnvoll sein kann.

Was nun aber nicht bedeuten soll, der Landkreis müsse versuchen, ein Fass ohne Boden zu füllen. Denn so sinnvoll und notwendig das Ziel, einen Umstieg auf unschädliche Treibstoffe im Straßenverkehr zu erreichen, auch ist, so sinnvoll und notwendig ist es auch, dass dies am Ende ohne öffentliche Mittel gehen muss. In den sechs Jahren, in denen man nun Fördergeld zahlen will, wird sich zeigen, ob die Wasserstoffregion das Potenzial hat, von alleine zu funktionieren. Wenn das nicht der Fall ist, sollte man die Fördermittel vielleicht in andere Zukunftstechnologien investieren.

© SZ vom 18.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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