Kommentar:Die Posse beenden

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Eine unrentable Solaranlage auf das Dach des Waldmuseums zu bauen, wäre im Hinblick auf die Schärfung des ökologischen Bewusstseins wenig hilfreich

Von Wieland Bögel

Sollte mal jemand auf die Idee kommen, eine Posse über die Tücken und Fallstricke des Bau- und Denkmalrechts zu schreiben, Ebersberg lieferte eine ergiebige Vorlage dafür. Bald zwei Jahrzehnte lang bemühen sich Stadt und Waldmuseum, dort eine Solaranlage zu errichten, doch das Vorhaben gleicht jenem des bekannten Buchbinders Wanninger - man kommt einfach nicht durch. Auch der jüngste Vorschlag fällt in die Kategorie "Ja - aber". Ja, man kann trotz Denkmalschutz eine Fotovoltaikanlage aufs Dach bauen - aber es bringt halt nichts. Die nun vorgestellte Möglichkeit, Sonne vom Museumsdach zu tanken, wäre absurd teuer und würde auch kaum Strom erzeugen.

Natürlich: Ein Museum ist kein kommerzieller Energieversorger, auch keine andere Firma, die Profite machen muss, Bildung ist nun einmal oft ein Zuschussgeschäft. Unter diesem Gesichtspunkt könnte man für eine Fotovoltaikanlage am Waldmuseum argumentieren, sie wäre eine Art Exponat, ein interessantes Stück Technik - aber eben auch ein Denkmal ihrer eigenen Nutzlosigkeit. Und genau dies könnte dem eigentlichen Ziel des Museums und der Umweltstation - der Sensibilisierung für Naturschutz und Nachhaltigkeit - sogar abträglich sein. Denn so verfestigt man nicht nur das Zerrbild von den erneuerbaren Energien als teurem und ineffizientem Spleen ökobewegter Spinner, eine solche Anlage würde auch ganz konkret der Umwelt schaden. Aus zwei Gründen: Erstens, würde die Stadt die veranschlagten 55 000 Euro in eine Solaranlage auf einem weniger komplizierten Dach investieren, könnte das bis zu Fünffache des Stroms gewonnen werden, wie auf dem Museumsdach erzeugt werden würde. Strom, der dann nicht mehr durch Verbrennen von Kohle, Erdgas und Öl oder die Zerstrahlung von Uran gewonnen werden müsste. Zweitens, weil auch die Erzeugung von Solaranlagen, ihr Einbau und ihr Unterhalt Ressourcen und Energie benötigen, die anderswo besser und nachhaltiger investiert wären. Diese Anlage zu bauen, hieße, der jahrzehntelangen Farce um die Fotovoltaik am Museum einen neuen Akt hinzuzufügen - nur diesmal wäre die Stadt Ebersberg der Akteur, über den man den Kopf schüttelt.

Was Stadt und Museum aber auf jeden Fall tun könnten - und vielleicht auch sollten - ist, zu zeigen warum es am Museum eben keine Solaranlage gibt. Denn die Tücken und Fallstricke darzustellen, die jenen das Leben schwer machen, die sich für erneuerbare Energien einsetzen, käme dem Auftrag, für den Umweltschutz zu sensibilisieren vielleicht mehr entgegen, als eine unrentable Solar-Anlage auf dem Dach.

© SZ vom 13.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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