Kommentar:Die Kommunen gehen in Stellung

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Die Vertreter der Kommunen rüsten sich für eine Auseinandersetzung, die spätestens im nächsten Jahr geführt werden muss und die einiges an Konfliktpotenzial bereithält: Die Erhöhung der Kreisumlage

Von Wieland Bögel

Ich will der Allerbeste sein, wie keiner vor mir war." Jüngere Leser, besonders aber deren Eltern, kennen diese Zeilen vielleicht noch aus dem Vorspann der Zeichentrickserie Pokémon. Ein bisschen auf die Jagd begeben hat sich in den vergangenen Jahren auch der Landkreis Ebersberg, zwar nicht auf niedliche Cartoon-Tiere mit speziellen Eigenschaften, aber auf diverse Attribute die oftmals auf "-region" enden, gerne auch noch mit einem "Plus" dahinter. Dass man für solches Prestige zu viel Geld ausgegeben habe und weiter ausgebe war nun im Kreis- und Strategieausschuss zu hören - ausgerechnet von jener Seite, die früher nicht nur mit Freuden solchen Projekten zugestimmt, sondern sie oftmals sogar selbst auf den Weg gebracht hat. Nun könnte man also diese Kritik getrost als besonders dreisten Versuch der politischen Zechprellerei abtun - nur, darum geht es gar nicht.

Hintergrund der Kritik an der angeblich verschwenderischen und sparunwilligen Landkreisverwaltung ist, dass sich die Vertreter der Kommunen in Stellung begeben für eine Auseinandersetzung, die spätestens im nächsten Jahr geführt werden muss und die einiges an Konfliktpotenzial bereithält: Die Erhöhung der Kreisumlage. Dass eine solche nötig wird, sollen alle geplanten Vorhaben des Kreises umgesetzt werden, ist bereits seit Jahren mehr oder weniger deutlich aus der Kämmerei im Landratsamt zu hören. Dass Städte und Gemeinden - deren Ratsmitglieder und Bürgermeister oftmals ein Mandat im Kreistag haben - dies mit Zähnen und Klauen verhindern wollen, ist ebenfalls keine neue Information.

Die Kommunalvertreter haben aus dieser These und Antithese nun offenbar ihre eigene Synthese gebildet. Diese lautet: "Wir lehnen die Erhöhung der Kreisumlage ab, weil im Landratsamt zu wenig gespart wird." Rein rechnerisch haben die Vertreter der Städte und Gemeinden im Kreistag ohnehin eine deutliche Mehrheit und mit der nun anformulierten Losung: "Kein zusätzliches Geld für Geldverschwender" könnten sie die Blockade einer Umlageerhöhung nach außen auch gut verkaufen. Die Frage ist dann halt nur, auf welches Pokémon, pardon: Prestigeprojekt, der Landkreis verzichten soll und in welcher Kommune es hätte entstehen sollen.

© SZ vom 11.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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