Kommentar:Die Arbeit hört nie auf

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Die Planung des Nahverkehrs ist ein ständiger Prozess. Gut wäre es, wenn man dabei häufiger die Meinung der Kunden abfragt

Von Wieland Bögel

Albert Camus hat ja bekanntlich Sisyphos zu einem glücklichen Menschen erklärt - ob das auch auf Verkehrsplaner zutrifft, dazu hat sich der Autor nicht geäußert. Sicher ist indes, dass die antike Personifikation der endlosen Plackerei gut als Schutzpatron der Verkehrsplaner taugen würde. Denn auch für diese gilt: Die Arbeit hört nie auf. Dies hat sich nun auch bei der Vorstellung des Nahverkehrsplanes gezeigt.

Dieser ist sehr ambitioniert und viele der vorgestellten Maßnahmen leuchten auch Laien auf den ersten Blick ein. Etwa, dass man mehr Leute dazu bringt, die Busse zu benutzen, wenn diese öfter und zu mehr Orten fahren. Dies ist gewissermaßen auch der Kern des Plans: Die Frage, wo lässt sich der Busverkehr verstärken - plus die Frage: Wo ist das überhaupt sinnvoll? Besonders Letzteres lässt sich vorab nur sehr schlecht beantworten. Natürlich kann man vermuten, dass bereits jetzt sehr gut gefüllte Buslinien noch mehr Passagiere anziehen würden, führe der Bus öfter und/oder länger. Bei den zahlreichen neuen Buslinien, die geplant sind, gilt das nur bedingt, hier wird sich vieles erst ergeben, wenn die Busse unterwegs sind. Die dann wiederum Einfluss auf bestehende Linien, beziehungsweise deren Akzeptanz haben werden.

Dass die nun präsentierten neuen Angebote über einen vergleichsweise langen Zeitraum eingeführt werden - einige werden wohl erst gegen Mitte oder gar Ende des kommenden Jahrzehnts in Betrieb gehen -, wird viele Pendler sicher nicht freuen. Trotzdem liegt darin auch ein Vorteil - jedenfalls wenn die vorgestellte Untersuchung zum Nahverkehr im Landkreis nicht die letzte bleibt. Sinnvoll wäre es nämlich, das Nutzerverhalten und die Wünsche der Fahrgäste in regelmäßigen Abständen abzufragen. Vielleicht nicht so häufig, wie Sisyphos seinen Stein den Berg hinauf rollte, aber doch so oft, dass man die Passagiere immer wieder ein bisschen glücklicher machen kann.

© SZ vom 28.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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