Kommentar:Dicke Luft im Südosten

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Wenn Pliening nun seine Nachbarn verklagt, liegt das auch daran, dass man sich in der Vergangenheit bei der Siedlungsentwicklung zu wenig abgesprochen hat

Von Alexandra Leuthner

Ob es einem nun gefällt, wie sich Poing entwickelt, oder nicht, tut nichts zur Sache. Es steht seit den 70er Jahren fest, dass die Gemeinde wachsen würde, 20 000 Einwohner sind bis 2025 geplant. Ihre Lage an einer S-Bahnstation prädestiniert sie in den Augen der Regionalplaner dazu, einer jener Siedlungsschwerpunkte zu sein, die das Wachstum im Münchner Zuzugsraum zumindest strukturieren soll - wenn es schon keiner bremsen kann. Das wissen auch die Plieninger.

Doch deren Ärger darüber ist so alt wie der erste Poinger Neubau, der aus dem Boden gestampft wurde. Immer wieder wird im Plieninger Gemeinderat darüber gestritten und debattiert, und zwar mitnichten nur über den zunehmenden Verkehr, der auch, aber nicht nur aus Poing seinen Weg durch Plienings Straßen sucht. Viele Einwohner und ihre Vertreter im Gremium quält auch ein ganz grundsätzliches Missbehagen angesichts der grundlegenden Veränderungen in ihrer Nachbargemeinde, die Verstädterung, die ganz andere Art der Bebauung, die Menschen, die nicht nur mit dem Auto, sondern auch zu Fuß auf Plieninger Flur unterwegs sein werden. Und sei es nur zum Joggen oder Spazierengehen.

Und weil die Gemeinden im Großraum immer mehr zusammenwachsen, weil nichts, was die eine Kommune tut, nicht eine andere beeinflusst, hat man sich ja längst eine Plattform gesucht, haben sich Gemeinden und Landkreise im Südosten zusammengeschlossen, um nach neuen Wegen zu suchen. Die Bürgermeister Roland Frick aus Pliening und Albert Hingerl aus Poing sind mit dabei, gehören zu denen, die die Initiative angestoßen haben. Dass aus der Plieninger Umgehung nichts wurde, war auch ein Grund dafür.

Dass Pliening nun in letzter Konsequenz mit einer Normenkontrollklage - einem rechtlichen Schritt also gegen den Nachbarn - droht, könnte auf dem gemeinsam beschrittenen Weg zu einem Stolperstein werden. Da mag man noch so oft gegenseitiges Verständnis und Hochachtung beschwören. Nun soll Anfang Dezember ein Verkehrsgutachten präsentiert werden, das die zusammengeschlossenen Kommunen in Auftrag gegeben haben. Mit viel Glück enthält es erste Lösungsansätze, um die dicke Luft im Südosten zu mindern. Was auch jener zwischen Pliening und Poing gut täte.

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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