Kommentar:Der zündende Funke fehlt

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Vor den wichtigen Kommunalwahlen 2020 bräuchte die Kreis-SPD jemanden an der Spitze, der mitreißen und motivieren kann

Von Barbara Mooser

Ein, zwei Minuten lang war tatsächlich so etwas wie Aufbruchstimmung zu spüren - beim Auftritt von Albert Hingerl, der den Genossinnen und Genossen im Saal der Ebersberger Alm am Freitag mit Nachdruck die Bedeutung der kommenden Monate klar machte, an deren Ende eine "Schicksalswahl" steht, wie es der Fraktionschef der SPD im Kreistag ausdrückte. Tatsächlich ist die Kommunalwahl 2020 eine große Chance für die bei den vergangenen Wahlen arg gebeutelten Sozialdemokraten: Die Bundespolitik mit der von vielen ungeliebten großen Koalition kann ihnen hier kaum dazwischenfunken, hier zählen die Kandidaten, ihre Persönlichkeiten und Ideen.

Eine starke Persönlichkeit, die zündende Ideen mitbringt, wäre aber auch an der Spitze des SPD-Kreisverbands wichtig. Jemand, der die Mitglieder mit dem eigenen Schwung ansteckt und sie ermutigt, im vierten Wahlkampf in ebenso vielen Jahren nochmals alle Energie zu investieren, trotz der ernüchternden Ergebnisse der vergangenen Jahre. Doch davon war bei der SPD-Kreisversammlung nichts zu spüren. In ihrer langen Rede blieb Bettina Marquis erstaunlich inhaltsleer - dass sie sich schon Gedanken darüber gemacht hat, was in den nächsten Monaten zu tun ist und wie sie als Kreisvorsitzende die Ortsvereine in dieser anstrengenden Zeit unterstützen kann, war jedenfalls in ihren Ausführungen nicht erkennbar. Die Quittung: ein sehr bescheidenes Wahlergebnis, nur 37 von 50 Genossen gaben ihr ihre Stimme.

Dabei sind die Fußstapfen, in die sie steigt, nicht übermäßig groß: Auch Vorgänger Thomas Vogt ist in den acht Jahren seiner Amtszeit kaum in Erscheinung getreten, weder persönlich, noch durch politische Akzente. Natürlich ist verständlich, dass sich die politischen Schwergewichte im Landkreis - allen voran Landtagsabgeordnete Doris Rauscher - nicht auch noch eine zusätzliche Aufgabe wie den Kreisvorsitz aufbürden wollen. Und natürlich ist bereits erkennbar, dass junge Talente wie etwa die oberbayerische Juso-Vorsitzende Magdalena Wagner von der SPD für größere Aufgaben aufgebaut werden. Die Frage ist nur, ob es sich die SPD leisten kann, so lange zu warten.

© SZ vom 15.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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