Kommentar:Der Name als Auftrag

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Das Grafinger Gymnasium nach Max Mannheimer zu benennen wäre ein schönes Zeichen dafür, wie ernst man es in Grafing mit dem Engagement gegen Rassismus nimmt

Von Wieland Bögel

Braucht eine Schule einen Namenspatron? In dieser Frage scheint der Landkreis gespaltenzu sein: Knapp die Hälfte der weiterführenden Schulen sind nach einer mehr oder weniger bekannten Persönlichkeit benannt. Nun könnte eine weitere dazukommen. In Grafing will man dem Andenken des kürzlich verstorbenen Holocaust-Zeitzeugen Max Mannheimer gedenken, indem das Gymnasium künftig seinen Namen tragen soll.

Wer nach der geeigneten Bildungseinrichtung für den Nachwuchs sucht, hat einiges zu berücksichtigen. So spielt sicher die Ausrichtung der Schule - also naturwissenschaftlich, neu- oder altsprachlich, musisch - eine Rolle. Immer wichtiger wird die Frage nach einem Ganztagesangebot, und natürlich ist auch die Nähe zum Wohnort ein Entscheidungskriterium. Aber der Name? Welcher Schüler tauscht seine Englischklasse gegen eine in Konzertpiano, nur weil diese an einer Schule mit klangvollerem Namen angeboten wird? Natürlich wohl keiner, vielmehr dient der Schulname - oder soll es zumindest - einem gewissen Leitmotiv, dem sich die Schule verschrieben hat. So wird etwa der naturwissenschaftliche Anspruch in Vaterstetten durch den Namen Humboldt, der künstlerische in Markt Schwaben durch den Namen Franz Marc ausgedrückt. Auch mit Max Mannheimer könnte man gut ein solches Leitmotiv verbinden, eines, das sich die Grafinger ohnehin seit Jahren auf die Fahnen geschrieben haben: Den Kampf gegen Rassismus und Intoleranz, der auch Mannheimer so wichtig war. Daneben gibt es aber - im Gegensatz zu allen anderen Schul-Namenspatronen im Landkreis - auch noch einen persönlichen Bezug zum Grafinger Gymnasium: 30 Jahre lang kam Mannheimer regelmäßig in die Schule, um eindrucksvoll und mitreißend über den Schrecken der Nazizeit zu berichten.

Natürlich: Um das Andenken Max Mannheimers zu bewahren, brauchte es keine Umbenennung der Schule. Aber sie wäre ein Zeichen dafür, dass man es ernst meint - und vielleicht auch ein Auftrag für kommende Generationen von Schülern wie Lehrern.

© SZ vom 05.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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