Kommentar:Der Druck ist angekommen

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Schnelleres und dichteres Bauen stellt den Siedlungsdruck zwar nicht ab, verschärft ihn aber auch nicht weiter

Von Wieland Bögel

Wachstum in Maßen statt in Massen, das war bisher das Motto der Ebersberger, wenn es um die Stadtentwicklung ging. Seit Jahren ist es Konsens, dass die Einwohnerzahl der Kreisstadt nicht mehr als ein Prozent pro Jahr wachsen soll. Das wären derzeit etwa 122 Personen - und entspräche damit ziemlich genau dem Zuzug, der im ersten Bauabschnitt Friedenseiche VIII zu erwarten gewesen wäre, - bei durchschnittlich vier Personen pro Wohneinheit. Der nun geänderte Plan lässt bei gleicher Belegung allerdings einen Zuzug von 300 Leuten erwarten. Zugegeben, immer noch keine Massen, aber mehr als eine Verdoppelung des ursprünglichen Ziels - und ein Indiz, dass es nicht mehr zu halten ist.

Denn der Siedlungsdruck, dem man in Ebersberg mit dem Ein-Prozent-Ziel lange etwas entgegensetzen wollte, ist nun endgültig mit voller Wucht angekommen. Für das Baugebiet Friedenseiche VIII gab es achtmal so viele Bewerber wie Häuser und Wohnungen. Der Stadtrat hat nun reagiert und mit großer Mehrheit eine dichtere und frühere Bebauung des Plangebietes beschlossen. Dafür gab es im Gremium auch Kritik, die sicher verständlich ist angesichts der für Ebersberg bislang untypischen Dimension des nun beschlossenen Baugebietes. Immerhin würde die Stadt damit innerhalb eines Jahres ihr selbstgestecktes Wachstumsziel für zweieinhalb Jahre erreichen. Rechnet man die gleichzeitig zu erwartenden Innenverdichtungen dazu, dürfte es für mehr als drei reichen. Das sind Zuwächse wie in den Gemeinden des nördlichen und westlichen Landkreises - auf die man in Ebersberg immer als Negativbeispiel der Ortsentwicklung verwiesen hat. Kein Wunder also, dass da so manchen etwas mulmig wird. Doch so nachvollziehbar das ist, es fehlt dabei das Konstruktive: Die Frage "wie denn sonst?" können auch die Kritiker der neuen Planung nicht beantworten. Einfach nichts zu tun ist auch keine Lösung, besonders in diesem Fall. Das Baugebiet Friedenseiche VIII soll ja gerade ein Projekt gegen den Siedlungsdruck und den Wohnungsmangel sein. Entstehen sollen halbwegs erschwingliche Häuser und Wohnungen, die es anderswo längst nicht mehr gibt - weshalb eben in Ebersberg 180 Familien auf der Warteliste für eines davon stehen.

Dass sich auch durch schnelleres und dichteres Bauen der Siedlungsdruck nicht abstellen lässt, ist sicher richtig. Aber es ist ein Weg, diesen erstens nicht noch zu verschärfen und zweitens - zumindest für die eigene Kommune - einen verträglichen Umgang damit zu finden. Vielleicht nicht für das gewohnte Stadtbild, aber für jene, die diese Stadt auch in Zukunft beleben sollen.

© SZ vom 14.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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