Kommentar:Der Anfang ist gemacht

Lesezeit: 1 min

Noch ist zwar viel zu tun, um im Verkehr zu einer echten Energiewende zu gelangen. Das Projekt der Wasserstoffregion ist aber ein wichtiger erster Schritt

Von Wieland Bögel

Die Zeiten, als man riechen konnte, ob man den Bus noch erwischt, sind lange vorbei, die alten Rußschleudern sind längst ausgemustert und gegen deutlich sauberere Modelle ersetzt. Einen noch saubereren Busverkehr verspricht das nun im Kreisumweltausschuss auf den Weg gebrachte Wasserstoff-Projekt für den öffentlichen Nahverkehr. Zwischen 20 und 40 Busse mit Brennstoffzellen könnten bereits Mitte des Jahrzehnts im Landkreis im Linienverkehr unterwegs sein. Was zunächst bescheiden klingt, allerdings der Anfang für eine wirkliche Energiewende im Verkehr sein könnte.

Die ist ja bisher vor allem daran gescheitert, dass es für die fossilen Energieträger kaum andere Optionen zu geben schien. Ob man die Kohlenwasserstoffe nun in flüssiger Form in den Tank schüttet und beim Fahren verbrennt oder in fester Form im Kohlekraftwerk verstromt, um das Elektroauto aufzuladen, spielt bei der Energiebilanz keine Rolle. Idealerweise tankt das E-Auto natürlich Ökostrom, in der Realität hängt das E-Auto nachts an der Steckdose, wenn die Solaranlage auf dem Dach - so es eine gibt - nichts dazu beiträgt, der Braunkohlemeiler dafür umso mehr. Wasserstoff könnte dazu beitragen, die Überschüsse beim Ökostrom zu speichern, das wäre nicht nur für den Verkehrssektor interessant, auch in der Haustechnik ergäben sich ganz neue Möglichkeiten.

Der Konjunktiv allerdings bleibt hier zunächst dominant, denn damit es soweit kommt, müssen noch einige Voraussetzungen geschaffen werden. Zunächst einmal, wie es im Ausschuss auch angesprochen wurde, muss der Überschuss beim Ökostrom erst einmal produziert werden. Hydrolyse mit Strom aus einem 90 Jahre alten Wasserkraftwerk ist zwar CO₂-neutral, trotzdem nicht besonders nachhaltig, da gerade die dauerhaft laufenden Wasserkraftwerke ein Ersatz für die Kohle- und Ölkraftwerke sind. Der Ausbau von Photovoltaik und auch der in Bayern so verfemten Windkraft wäre in großem Stil genauso nötig, wie jener der Verteil-Infrastruktur. Vielleicht wird man dann in einigen Jahren weder den Bus mehr riechen können, noch die übrigen Verkehrsteilnehmer oder die Heizkessel in der Nachbarschaft.

© SZ vom 27.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: