Kommentar:Den Nerv getroffen

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Den Machern des Jugendkulturpreises ist es nicht hoch genug anzurechnen, dass sie die Ausgabe 2020 nicht haben sterben lassen. Sie ist, wie beabsichtigt, ein Signal - und zwar ein wunderschönes

Von Anja Blum

Der Ebersberger Jugendkulturpreis 2020 hatte es wie viele andere Veranstaltungen im Landkreis sehr schwer: Immer wieder musste der Abgabetermin wegen arg zweifelhafter Aussichten verschoben werden. Zunächst von Oktober auf Januar, dann noch einmal um mehrere Wochen. Manch anderer hätte da vielleicht schon längst die Reißleine gezogen und die ganze Sause abgesagt - doch nicht so der Kreisjugendring und seine diesjährige Jury. Man war sich einig: Angesichts der aktuellen Kulturmisere müsse wenigstens dieser Nachwuchswettbewerb stattfinden, als Signal, dass die Kunst lebt, selbst in den jüngsten Köpfen.

Also beschlossen die Verantwortlichen, sich endgültig unabhängig zu machen vom Infektionsgeschehen: Der Ebersberger Jugendkulturpreis sollte erstmals komplett virtuell über die Bühne gehen, obwohl das einen enormen Aufwand bedeutete: Damit, die Jury tagen zu lassen, eine Ausstellung zu hängen und zur Preisverleihung zu laden, war es diesmal längst nicht getan. Alle Werke mussten fotografiert, katalogisiert und als Schau abgefilmt werden, für die digitale Präsentation gestalteten die Verantwortlichen eine Online-Galerie sowie einen moderierten Rundgang. Und die Preisverleihung wird es ebenfalls per Video zu erleben geben.

Klar, irgendwie ist diese digitale Lösung ein Kompromiss. Die Kinder und Jugendlichen werden weder ihren Mitstreitern noch der Jury begegnen können, und Kunstwerke am Bildschirm anstatt an der Wand zu betrachten, ist mitnichten dasselbe. Trotzdem ist es den Machern des Jugendkulturpreises nicht hoch genug anzurechnen, dass sie die Ausgabe 2020 nicht haben sterben lassen. Sie ist, wie beabsichtigt, ein Signal - und zwar ein wunderschönes, bereicherndes, höchst erfreuliches. 48 Arbeiten wurden eingereicht, das alleine zeigt, wie sehr das Thema den Nerv der Jugend getroffen hat und, vor allem, wie dringlich Kinder und Jugendliche in diesen furchtbaren Zeiten kreativer Beschäftigung bedürfen. Außerdem dürfte das neue, digitale Format für die Nachwuchskünstler eine nicht minder große Ehre bedeuten als die Originalveranstaltung. Schließlich kann man diesen schönen Moment so über lange Zeit bewahren und mit noch viel mehr Menschen teilen als sonst. Ein Signal für die Kunst, das von Ebersberg hinausgeht in die Welt.

© SZ vom 01.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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