Kommentar:Dem Hass die Tür geöffnet

Zornedings Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende wirft hin. Wenn man Ursachenforschung betreiben möchte, landet man schnell bei der Zornedinger CSU

Von Carolin Fries

Er hat nicht geschwiegen. Weil er die Kirche als Mahnerin und Ermahnerin der Politik sieht, hat Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende seine Stimme erhoben, wann immer er es für gerechtfertigt hielt. Er schrieb eine Hymne an die Kanzlerin, als diese für ihre Flüchtlingspolitik kritisiert wurde, er fand scharfe Worte für die rechtspopulistischen Worte der CSU-Ortsvorsitzenden im Parteiblatt Zorneding Report. Jetzt schweigt er. Fünf Morddrohungen hat es gebraucht, einen hochgebildeten und engagierten Mann mundtot zu machen.

Natürlich landet man bei der Ursachenforschung bei der Zornedinger CSU. Den Ortsverband mit den Drohungen und Beleidigungen gemein zu machen, wäre allerdings vorschnell geurteilt und falsch. Woher die rassistische Post an den Pfarrer kam, ist nicht bekannt. Eine Mitschuld trägt die Zornedinger CSU dennoch: Mit rechter Stimmungsmache und Hetze hat der Ortsverband dem Hass die Tür geöffnet. Man hat den Briefeschreibern förmlich eine Adresse an die Hand gegeben - auch wenn man das vermutlich gar nicht im Sinn hatte. Sylvia Boher wurde für ihren Artikel ohne großes Zutun im Netz von Rechtsradikalen gefeiert. Und Olivier Ndjimbi-Tshiende war das neue Opfer.

Dabei wünschte man sich in Zorneding seit Monaten, es möge wieder Ruhe einkehren. Nun zeigt sich, dass Schweigen keine Lösung ist. Es muss gesprochen werden: über den Unfrieden in der Pfarrei, die Zerwürfnisse mit der CSU, die Anfeindungen gegen den Helferkreis Asyl. Kirchliche und politische Themen lassen sich nicht mehr trennen. Deshalb müssen Vertreter von Pfarrei und Parteien miteinander reden - beiden geht es um die Menschen in Zorneding.

© SZ vom 07.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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