Kommentar:Das Problem ist ein Symptom

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Rund um die Kreisklinik ist der Parkdruck hoch - doch nicht nur dort

von Wieland Bögel

Der Schokoladen-Elefant ist Bewohner eines Kinderbuches, dort bettelt er die Zoobesucher um Süßkram an. Doch egal, wie viel Schokolade sie herankarren, der Elefant weiß immer den selben Satz zu sagen: "Viel zu wenig!" Ein bisschen nach Schokoladen-Elefant klingt es oft, wenn in kommunalen Gremien über Parkplätze debattiert wird, wie nun in Ebersberg. Egal, wie viele es gibt - und die Kreisklinik hat nach der gültigen Satzung der Stadt sogar mehr als nötig - heißt es von manchen: "viel zu wenig." Was, betrachtet man die Situation rund um die Klinik, zu manchen Tageszeiten auch stimmt . Wo die zusätzlich benötigten Parkplätze allerdings entstehen können, ist genauso unklar, wie die Antwort auf die Frage, ob es jemals nicht viel zu wenig Angebot geben kann.

Gerade ins Krankenhaus kommt man selten zu Fuß und ohne fremde Hilfe, beziehungsweise verlässt es nicht so - es heißt ja eben nicht Gesundenhaus. Tatsächlich ist der Klinikbesuch eines der wenigen Dinge, die man nicht unbedingt mit dem Lastenfahrrad erledigen will. Ein gewisses Angebot an Parkplätzen ist daher in der Nähe eines Krankenhauses sicher sinnvoll. Und der Bedarf wird mit dem weiteren Wachstum der Klinik in den kommenden Jahren auch weiter steigen, neue Angebote wie das Versorgungszentrum schaffen ebenfalls weitere Parkplatznachfrage. Also wohin damit? In riesige Tiefgaragen, wie sie nicht wenige in Ebersberg fordern? Das wäre eine Möglichkeit - wenn auch eine ziemlich teure. Dass die Stadt dies von der Klinik fordert, etwa bei den geplanten Personalwohngebäuden an der Münchner Straße, ist daher ebenso verständlich wie die entsprechende Weigerung der Klinik. Übrigens ist auch ein vor Jahren im Stadtrat beschlossenes Tiefgaragen- und Parkdeck-Programm sang- und klanglos versandet, mit etwas Glück bekommt man eine Handvoll zusätzlicher Parkplätze, wenn der Kindergarten Sankt Benedikt irgendwann mal fertig ist.

Wenn sich also der Bedarf der Klinik nicht signifikant verringern und der Bau neuer Parkplätze nicht unbegrenzt steigern lässt, muss die Entlastung an anderer Stelle kommen. Wenn der Parkverkehr insgesamt zurückgehen würde, wäre der Parkdruck durch die Klinik auf die Umgebung auch wesentlich geringer.

Der Elefant wird am Ende übrigens selbst zu Schokolade. Dazu analog: Wie sich verhindern, oder oftmals auch zurückdrehen lässt, dass Innenstädte wegen zu weniger Parkplätze komplett zu eben solchen werden, ist eine der wichtigeren Aufgaben künftiger Stadtplanung. Insofern ist der Ärger an der Klinik kein eigenes Problem, sondern nur Symptom für ein viel größeres.

© SZ vom 12.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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