Kommentar:Chance verpasst

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Hätte man die Anwohner früher informiert, wäre einiger Ärger erspart geblieben. (Foto: Christian Endt)

Der Anzinger Gemeinderat hat die Planung für das neue Gewerbegebiet hinter verschlossenen Türen geführt. Selbst Schuld, dass sich ein Großteil der Bürger nun dagegen stellt

Von Anselm Schindler, Anzing

Die Angestellten im Anzinger Rathaus hätten sich viel Ärger ersparen können, wenn sie die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde vernünftig in die Planung der neuen Gewerbeflächen im Norden des örtlichen Friedhofs mit eingebunden hätten. Eine Bürgerbefragung beispielsweise, oder eine eigens einberufene Informationsveranstaltung, hätten die Planung transparenter gemacht und den Anzingern früher die Möglichkeit gegeben, öffentlich ihre Bedenken kund zu tun.

Weil diese Chance verpasst wurde, hat die Verwaltung möglicherweise viel Zeit und Aufwand in eine Planung gesteckt, die nun am Widerstand der Bevölkerung scheitern könnte - und das nicht zuletzt deshalb, weil keine Gemeinderatsfraktion im Jahr der Bundestagswahl den Eindruck erwecken will, Entscheidungen gegen den Willen der Bevölkerung durchzusetzen.

Auch von der Planänderung der Gemeindeverwaltung, anstatt örtlicher Betriebe die Supermarktfiliale aus dem bereits bestehenden Gewerbegebiet auf die neuen Flächen an der Sempt umziehen zu lassen, erfuhr die Bevölkerung erst im Gemeinderat. Dabei hätte man diese Option öffentlich zur Diskussion stellen können, bevor man sich in die Ausarbeitung konkreter Pläne stürzt, die vielleicht am Ende gar nicht umgesetzt werden können.

Dass es auch anders geht, zeigt die Zornedinger Gemeindeverwaltung: Dort wird seit Jahren über die umstrittene Sanierung des Herzogplatzes diskutiert, nun sammelt das dortige Bauamt bis Ende Mai Vorschläge von Anwohnern, die von der Verwaltung dann ausgewertet werden. Natürlich ist es in der Regel einfacher, die Gestaltung eines Platzes zur Debatte zu stellen als den Standort eines Gewerbegebietes. Doch nicht trotz, sonder gerade weil die Diskussionen über die Ansiedlung von Firmen zumeist besonders scharf geführt werden, wäre hier Mut gefragt. Denn sehr regelmäßig taucht gerade bei der Schaffung neuer Gewerbeflächen der Vorwurf der Intransparenz oder der Klüngelei auf, durch den sich die Fronten dann weiter verhärten. Begegnen kann man dem nur, indem man die Planungsschritte offenlegt.

Natürlich erscheint es zunächst einfacher, erst unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu planen, und dann über die bereits feststehenden Optionen zu diskutieren, anstatt die Bevölkerung von Anfang an einzubeziehen. Doch nimmt der Ärger über die Planspiele nicht etwa dadurch ab, dass man die Diskussion aufschiebt, im Gegenteil. Eine offene Debatte mag aus Sicht der Verwaltung auf den ersten Blick bremsend auf die Weiterentwicklung einer Gemeinde wirken. Doch es kann auch das Gegenteil der Fall sein.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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