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Natürlich mag es vereinzelt sinnvoll sein, Ausnahmen zum Anbindegebot zuzulassen. Für das Münchner Umland, das derart schnell unter Asphalt und Beton verschwindet, wäre aber ein strengeres Gebot zu wünschen

Von Wieland Bögel

Grünland, Ackerland, Bauland, so lautet Spöttern gemäß die bayerische Fruchtfolge. Gut zu beobachten ist sie besonders im Münchner Umland, wo das letzte Stadium dieses Dreiklangs in den vergangenen Jahren besonders augenfällig geworden ist. Um die Entwicklung zumindest in einigermaßen geregelte Bahnen zu lenken, gilt bislang noch das sogenannte Anbindegebot, wonach das neue Einkaufszentrum zwar auf der grünen Wiese entstehen darf, aber wenigstens in der Nähe zu bestehender Bebauung liegen muss. Nun ist geplant, diese Regel aufzuweichen, was in einigen Kommunen aber auch beim Städte- und Gemeindetag auf wenig Gegenliebe stößt.

Auf den ersten Blick mutet diese Kritik ein wenig merkwürdig an. Schließlich, so könnte man meinen, liegt es doch im Ermessen jeder einzelnen Kommune, ob sie das neue Gewerbegebiet nun flächenschonend am Ortsrand oder mitten im Nichts ansiedelt. Dies stimmt zwar einerseits - andererseits hat die planerische Zuständigkeit ihre Grenzen, die Gemeindegrenzen nämlich. Dorthin könnten dann die Nachbarn ihr neues Einzelhandelszentrum setzen, weit genug weg vom eigenen Ortskern, um dort nicht zu stören, und nahe genug an den anderen Kommunen, um deren Kaufkraft abzugreifen und vielleicht ein wenig Erschließungsverkehr über deren Straßen abzuwickeln. Und es gibt noch ein weiteres Problem: die neue Regelung könnte Begehrlichkeiten wecken. Wenn bislang auf der grünen Wiese nur sehr eingeschränkt gebaut wurde, dann deshalb, weil es derzeit eben nur sehr eingeschränkt erlaubt ist. Wenn nun aber jeder ausweisen und bauen kann wo man mag, wird auch gebaut werden - spätestens wenn der Pegelstand in der Gemeindekasse ein kritisches Minimum erreicht.

Natürlich mag es vereinzelt sinnvoll sein, Ausnahmen zum Anbindegebot zuzulassen. Strukturschwache Regionen mit viel Grün- aber wenig Bauland könnten davon profitieren. Für Gegenden, wie das Münchner Umland, wo die Flächen für Landwirtschaft und Naherholung aber derart schnell unter Asphalt und Beton verschwinden, wäre ein strengeres Anbindegebot zu wünschen. Damit man in Zukunft zwischen all dem ohnehin überall entstehenden Bauland wenigstens ab und zu noch ein wenig Acker- und Grünland findet.

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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