Kommentar:Auf ein Neues

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Wenn die Landkreis-Kommunen beim Thema Geothermie einfach da weitermachen, wo sie vor zwei Jahren aufgehört haben, wäre das keine gute Idee. Dazu haben sich die Voraussetzungen zu sehr geändert.

Von Wieland Bögel

Stille Wasser sollen ja recht tief sein, besonders still wurde es in den vergangenen Jahren auch um ein ziemlich tiefes Wasser unterhalb von Vaterstetten, Zorneding und Grasbrunn. Das mehr als ein Jahrzehnt geplante Geothermieprojekt war 2014 relativ sang- und klanglos ad acta gelegt worden, weil es damals nicht versicherbar war. Dies scheint sich inzwischen geändert zu haben, weshalb der Investor gerne wieder mit den Gemeinden ins Geschäft kommen würde. Die Kommunen sollten aber genau prüfen, zu welchen Konditionen man sich handelseinig wird.

Denn einfach da weiterzumachen, wo man vor zwei Jahren aufgehört hat, wäre keine gute Idee, dazu haben sich die Voraussetzungen zu sehr geändert. So ging man bei Abschluss der Vereinbarung zwischen Kommunen und Investor noch davon aus, dass letzterer die komplette Infrastruktur errichten muss. Also sowohl die Heizzentrale als auch das Wärmenetz. Aus dieser Aufgaben- und Finanzierungsverteilung erklärt sich auch, dass die Kommunen nur als Juniorpartner in das Geschäft hätten einsteigen sollen. An der Vertriebsgesellschaft, also da wo die Gewinne erwirtschaftet werden, hätte der Investor eine Mehrheit der Anteile von mindestens 55 Prozent halten wollen. Inzwischen ist man in Vaterstetten aber dabei, eigene Nahwärmenetze aufzubauen, miteinander und mit bestehenden zu verbinden. Ein künftiger Anbieter von Erdwärme müsste also - zumindest in Vaterstetten - kein eigenes Netz mehr errichten und keine Kunden akquirieren, er müsste aber mit denen ins Geschäft kommen, die das schon getan haben, in diesem Fall das Kommunalunternehmen Vaterstetten. Hier wäre der Geothermie-Investor daher nichts anderes als ein Wärmelieferant für ein bestehendes Unternehmen.

Aber ohne Vaterstetten als Gemeinde mit den meisten potenziellen Abnehmern dürfte sich die Vertriebsgesellschaft überhaupt nicht rentieren. Vielleicht bietet es sich daher an, sich mit dem Kommunalunternehmen zusammenzutun und gemeinsam den Vertrieb zu übernehmen. Wobei allerdings die Schwierigkeit darin besteht, dass man dort wohl nur deshalb an einer Zusammenarbeit interessiert sein dürfte, wenn der Preis stimmt: Die Erdwärme dürfte also nicht teurer sein als andere Energieträger, was bei den aktuell historisch niedrigen Marktpreisen durchaus eine Herausforderung wäre.

Aber das muss ja nicht für immer so bleiben, was für das Geothermieprojekt spricht. In Verbindung mit den derzeit niedrigen Zinsen wird das Vorhaben grundsätzlich attraktiv - es lockt zumindest die Aussicht auf Rendite. Wie das Vorhaben am Ende aber genau aussehen könnte, ob sich die Gemeinden oder auch das Vaterstettener Kommunalunternehmen an dem Vorhaben in irgend einer Form beteiligen, ob man dem Investor den Claim überlässt und er dort auf eigenes Risiko und mit der Hoffnung auf steigende Energiepreise eine Wärmezentral errichtet, darüber wird noch ausgiebig zu verhandeln sein.

© SZ vom 02.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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