Kommentar:Auf die Socken gemacht

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Mit Konzept geht doch besser als ohne: In Ebersberg nutzen vom kommenden Jahr an die Geschäftsleute wieder die Möglichkeit, sonntags ihre Läden zu öffnen - weil es wieder Märkte gibt, die Kunden anziehen

Von Wieland Bögel

Im bayerischen Ladenschlussgesetz wird der Schluss ganz besonders groß geschrieben. Verkauft werden darf nicht zu früh, nicht zu spät und am Sonntag schon gar nicht. Wer aus diesem engen Korsett der Sperrstunden ausbrechen will, muss sich schon etwas einfallen lassen, sehr beliebt hier sind beispielsweise Jahrmärkte. Denn diese erlauben, dass Geschäfte ihre Pforten sonntags öffnen dürfen, wenn auch nur vier Mal im Jahr und nur am Nachmittag. Daher haben viele Kommunen, aber auch Geschäftsleute, diverse Jahrmärkte ins Leben gerufen, damit im Schatten der Buden die Läden sonntags öffnen können. In Ebersberg war in den vergangenen Jahren aber genau das Gegenteil zu beobachten: Zwar gab es vier Marktsonntage, an denen die Geschäfte sogar hätten öffnen dürfen, doch sie taten es nicht.

Den Grund dafür konnte jeder sehen, der sich bis vor zwei Jahren einmal auf einem der Märkte verlief. Im Gegensatz zu den Jahrmärkten früherer Zeiten, als dort noch begehrte Waren und aufregende Geschichten aus fremder Herren Länder geboten wurden, waren die Märkte in der Gegenwart eine eher traurige Angelegenheit. Das Aufregendste war noch die Chili-Soße an der Würstelbude, und statt exotischer Waren gab es billige Socken, die aber immerhin tatsächlich aus sehr fernen Ländern kamen. Die Folge waren immer weniger Besucher, noch weniger Verkaufsstände und wieder weniger Besucher und so weiter.

Inzwischen scheint sich der Trend umgekehrt zu haben, dank eines engagierten Leiters sind die früher so trostlosen Märkte in den vergangenen zwei Jahren wieder gut besuchte Veranstaltungen geworden. Das haben auch die Geschäftsleute erkannt, sie werden ihre Läden im kommenden Jahr wieder an den Marktsonntagen öffnen, sogar das Einkaufszentrum macht mit. Zusammen mit dem Marktleiter haben sie sich auf neue Termine verständigt, denn besonders die Feiertagswochenenden, wie etwa Ostern, waren bei den Geschäftsleuten als Marktsonntage unbeliebt. Ob die neuen Termine bei den Besuchern ankommen, muss sich erst zeigen. Aber auf jeden Fall ist das gemeinsame Vorgehen von Geschäftsleuten und Marktleiter zu begrüßen. Denn im Idealfall haben alle etwas davon: die Fieranten, die Ladenbesitzer und natürlich alle Ebersberger, die sich unter einem Jahrmarkt mehr vorstellen als einen Stand voller Socken.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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