Kommentar:Auf der Suche nach Persönlichkeit

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Die Ebersberger CSU hat lange von der Beliebtheit ihrer Bürgermeister profitiert, jetzt muss sie einen Nachfolger für Walter Brilmayer finden

Von Wieland Bögel

In Ebersberg gibt es, wie überall, einige Konstanten. Etwa dass am Marktplatz eine Mariensäule steht, daneben das Rathaus und darin ein Bürgermeister von der CSU sitzt. Zumindest alle, die heute jünger als 45 Jahre sind, kennen es nicht anders. Seit 1972 stellen die Christsozialen den Rathauschef - und haben nun wieder bekräftigt, dass sie auch künftig Anspruch auf das höchste Amt der Stadt erheben. Unbeantwortet blieb aber die entscheidende Frage: Wer soll diesen Anspruch durchsetzen? Wem traut die Partei zu, sowohl beim Wähler wie auch im Amt zu punkten?

Denn was in Ebersberg auf den ersten Blick wie eine Konstante anmutet - die CSU gewinnt immer die Bürgermeisterwahl -, ist eigentlich die Erfolgsgeschichte zweier Personen: Des Amtsinhabers Walter Brilmayer und seines Vorgängers Hans Vollhardt. Beide haben jeweils vier Mal die Wahl zum Stadtoberhaupt gewonnen - und hätten es sicher auch öfter geschafft, wenn nicht der eine Landrat geworden wäre und der andere aus Altersgründen aufhören müsste; 2020 ist es soweit. Bisher hat die CSU also davon profitiert, dass es bei kaum einem Urnengang so sehr auf Persönlichkeit und so wenig auf die Partei ankommt wie bei einer Bürgermeisterwahl. Dass ohne Amtsbonus auch schnell das Amt selbst abhanden kommt, konnten CSU und SPD bei den vergangenen Bürgermeisterwahlen in Vaterstetten und Glonn erleben. Nachdem die langjährigen Amtsinhaber Robert Niedergesäß und Martin Esterl, die beide drei Mal die Bürgermeisterwahl in ihrem Ort gewonnen hatten, nicht mehr antraten, schafften es ihre Parteien nicht, für das Amt Nachfolger zu finden, die die Wähler überzeugen konnten.

Dass man bei der Ebersberger CSU nun die kommenden zwei Jahre darauf verwenden will, eine solche Person zu finden, zeigt zwar, dass man das Problem erkannt hat. Es zeigt aber eben auch, dass dessen Lösung den Christsozialen noch einiges an Arbeit abverlangen dürfte. Die Mariensäule steht ziemlich sicher auch nach 2020 noch vor dem Rathaus. Welche Partei dann aber dessen Chef oder Chefin stellen wird, dürfte dagegen noch spannend werden.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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