Kommentar:Andreas Lenz nimmt Haltung an

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Lange fragte man sich, was die Haltung des CSU-Bundestagsabgeordneten in der Flüchtlingsfrage ist. Nun setzt sich Lenz vom Mainstream seiner Partei ab

Von Christian Endt

Es war ein überraschend starker, weil meinungsstarker Auftritt des CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz. Beobachter der Ebersberger Politik fragen sich seit längerem, wofür Lenz eigentlich steht. Ganz allgemein, besonders aber in der Debatte um die richtige Flüchtlingspolitik. Im Alten Kino fand Lenz jetzt klare Worte - und ging beim Thema Obergrenzen auf Distanz zur eigenen Partei.

Es sind aufregende Tage in der CSU: So leidenschaftlich stürzen sich die Christsozialen derzeit in den Kampf für eine Obergrenze beim Flüchtlingszustrom und gegen den Kurs von Kanzlerin Merkel, dass inzwischen von einer Regierungskrise gesprochen wird. Und Andreas Lenz? Der Parlamentarier, so zeigt ein Blick auf seine Facebook-Seite, führte in Berlin Besuchergruppen durch den Reichstag und trat mit der Grafinger Stadtkapelle auf der Grünen Woche auf. Nun ist Facebook vielleicht nicht die allerbeste Plattform für tiefgründige politische Auseinandersetzungen. Aber auch an Reden, öffentlichen Auftritten oder Presseerklärungen ist bisher wenig bekannt, was Lenz' Position zu den dominierenden politischen Fragen erkennen lässt. Mangels anderer Anhaltspunkte musste man davon ausgehen, Lenz ist auf einer Linie mit CSU-Kreischef Thomas Huber, die beiden sind meist zu zweit zu sehen. Huber allerdings ist ein Unterstützer des harten CSU-Kurses, wie er diese Woche mit einem offenen Brief an die Kanzlerin erneut ausdrückte.

Mit seinem Auftritt in Ebersberg setzte sich Lenz vom Mainstream seiner Partei ab. Er zeigte Sachkenntnis und die Fähigkeit zum Differenzieren. Strenge Kontrollen an den Grenzen ja, plumpe Rufe nach Obergrenzen nein. Das Bild von der "Politik der angelehnten Tür" bringt diese Haltung ganz gut auf den Punkt. Vor dem christlich-humanistisch geprägten Publikum in Ebersberg tat sich Lenz mit solchen Positionen allerdings auch leicht. Jetzt muss er zeigen, dass er seiner Linie auch in der Auseinandersetzung mit den immer kompromissloser werdenden Parteifreunden treu bleibt.

© SZ vom 23.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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