Kommentar:Alleine klappt es nicht

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Die Vorschläge der Elterninitiative, mehr Personal für Vaterstättens Kitas zu gewinnen, klingen nicht schlecht. Allerdings kann eine Gemeinde wohl kaum ein gesamtgesellschaftliches Problem lösen

Von Wieland Bögel

Weniger Stress in der Arbeit, Dienstwohnung in Reichweite und vielleicht ein kleiner Gehaltszuschuss. Es klingt ja nicht schlecht, was die Elterninitiative in Vaterstetten so an Vorschlägen macht, wie man mehr Personal für die örtlichen Kitas gewinnen kann. Man mag den Aktiven daher auch viel Erfolg wünschen - und vor allem viel Glück, sie werden es nämlich brauchen können. Ohne die engagierten Mütter zu sehr entmutigen zu wollen: Ihr Vorhaben gleicht dem Versuch, einen Ozean mit einem Eierlöffel trockenzulegen.

Denn versucht wird, ein strukturelles und gesamtgesellschaftliches Problem auf der Ebene einer einzigen Gemeinde zu lösen. Dass es in Vaterstetten zu wenig Personal in den Kitas gibt, liegt ja nicht daran, dass die Gemeinde besonders unattraktiv ist. Sondern, dass die Berufe in der Kinderbetreuung nicht attraktiv genug sind. Das liegt zum einen am Gehalt: Laut Statistik verdient ein Erzieher in Bayern nach bis zu fünfjähriger Ausbildung im Schnitt 2300 Euro - brutto wohlgemerkt, das Einstiegsgehalt für Kinderpfleger liegt sogar bei 1800 Euro. Der Ruf nach einem Gehaltsbonus ist, genau wie die Idee mit den günstigen Dienstwohnungen, aber nur auf den ersten Blick logisch - Erzieher, die es nicht gibt, können auch keine Boni nutzen. Denn wer würde schon eine lange Ausbildungszeit auf sich nehmen, wenn man mit den gleichen Voraussetzungen - mittlerer Schulabschluss und abgeschlossene Ausbildung in einem Sozialberuf - an weitaus attraktivere Jobs kommt. Attraktiv nicht nur wegen des höheren Gehalts, sondern auch, weil Sozialberufen - und Kinderbetreuung im Besonderen - eine gewisse Geringschätzung entgegengebracht wird, nach dem Motto: "Das kann doch jeder."

Gegen solchen Unfug vorzugehen, bessere Bedingungen und mehr Wertschätzung für Kita-Personal zu fordern, nicht nur bei Gemeinde und Trägern, sondern vielleicht auch an höherer Stelle - nächstes Jahr ist Bundestagswahl -, sollte sich die Elterninitiative zur Aufgabe machen. Und sich dabei ein bisschen umschauen, vielleicht gibt es andernorts ähnliche Initiativen mit denen man sich zusammentun kann. Denn grundsätzlich lässt sich auch mit Eierlöffeln ein Ozean trockenlegen - es müssen nur sehr sehr viele sein.

© SZ vom 14.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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